Weltkulturerbe Portugal – Klosteranlagen Alcobaça, Bathalha und Tomar

Weltkulturerbe Portugal, die Strasse der Klöster

Die Nationalstraßen N 113, N 356 und N8 verbinden auf nur 73 km die Klosterstädte Alcobaça, Batalha und Tomar (Weltkulturerbe Portugal). Alle drei Klöster demonstrieren auf eindrucksvolle Weise portugiesische Kirchenbaukunst. Und alle drei gehören zum UNESCO-Welterbe.

Auch wenn wir keine ausgesprochenen Kloster- und Kirchenliebhaber sind, so wollten wir uns doch diese besonderen Klosteranlagen nicht entgehen lassen. Außerdem sind sie auch in unserem Reiseführer als spezielles Highlight gekennzeichnet. Und ich muss sagen, es war ein mehr als weiser Entschluss diesem Rat zu folgen. Diese Klöster sind alle etwas Besonderes und für sich einmaliges.

Es ist einfach unglaublich. Die drei Klöster unterscheiden sich merklich voneinander. Auch wenn die grundsätzliche Aufteilung des Klosters (Kirche, Kreuzgang, Küche etc.) nahezu identisch ist, so ist die bauliche Umsetzung und die Ausgestaltung doch jedes Mal eine andere. Jede Anlage war für sich gesehen sehr faszinierend und absolut sehenswert.

Aufgrund der Unterschiedlichkeit lohnt es sich in jedem Fall alle drei Klosteranlagen zu besichtigen. Bei der Entscheidung nur für eine, versäumt man wirklich etwas. Wir wüssten auch nicht, welches wir in diesem Fall empfehlen sollten. Uns haben alle drei Klöster gleichermaßen begeistert und in ihren Bann gezogen. Und das mag bei uns Kirchen- & Klöster-Muffeln wirklich etwas heißen bzw. bedeuten.

Das durch Schlichtheit bestechende Kloster Alcobaça

Das Kloster von Alcobaça zählt zu den Meisterwerken der europäischen Zisterzienserbaukunst. Bei der Betrachtung von außen kann es u.E. auch als Adelsresidenz durchgehen. Es ist nicht unbedingt gleich als Kirche bzw. Kloster erkennbar. Die Gebäudefront vom großen Vorplatz aus gesehen ist relativ schlicht gehalten. In der Mitte ragt die Klosterkirche aus dem Ensemble heraus. Die Schlichtheit setzt sich im Kircheninneren fort. Alles wirkt sehr nüchtern und streng. Klare Linien beherrschen das Kirchenbild. Das Hauptschiff ist mit 106 m das längste in ganz Portugal. Die Kirche in Ihrer von nichts ablenkenden Schlichtheit ist wirklich sehr beeindruckend.

Im Querschiff stehen die kunstvollen Särge des portugiesischen Königs Dom Pedro I. und seiner Geliebten Ines. Um die Liebe der Beiden und insbesondere um die Ermordung von Ines ranken sich die Geschichten.

Wie alle Klöster verfügt auch das Kloster von Alcobaça über einen Kreuzgang. Obwohl er im 16. Jh. nachträglich im grazilen, manuelinischen Stil aufgestockt wurde, wirkt er dennoch nicht verkünstelt und überladen.

Besonders beeindruckend war für uns die Klosterküche. Für bis zu 999 Mönche wurden hier früher die fleischlosen Gerichte zubereitet. Die Küche ist wirklich sehr groß. Sie ist komplett weiß gekachelt und stolze 18 m hoch. Bestechend ist der gigantische offene Kamin. Die Öffnung geht bis ganz nach oben zum Dach. Wenn man unter dem Kamin steht und nach oben schaut, hat man das Gefühl, der Kamin hört gar nicht mehr auf. So etwas haben wir noch nie gesehen. Und der ganze Aufwand nur für die Zubereitung von fleischlosen Gerichten. Einfach unglaublich!

Rund um den großen Vorplatz des Klosters und in den kleinen Straßen dahinter befinden sich Cafes und kleinere Geschäfte. Mit einem Bummel und einer Kaffeepause lässt sich der Besuch des Klosters von Alcobaça wunderbar abrunden.

Das herrschaftliche Kloster Batalha, der absolute Inbegriff der Manuelinik

Das 1580 vollendete Dominikanerkloster verkündet das goldene Zeitalter Portugals. Die ganze Anlage ist geradezu verschwenderisch ornamentiert. Von außen sieht die Klosteranlage wie eine prächtig dekorierte Kathedrale aus. Fehlt nur noch die Zuckerwatte oben drauf. Überall Türmchen, Rosetten und weitere aufwendige Verzierungen. Der äußerliche optische Gegensatz zu Alcobaça könnte nicht größer sein. Hier war sicher klotzen die Devise und nicht kleckern.

Erstaunlicherweise ähnelt die Klosterkirche innen der von Alcobaça. Allerdings sind in Batalha die Kirchenfenster farbig verglast. Und das Mittelschiff ist zwar lang, dafür aber sehr schmal.

Das Besondere an Batalha war für uns zum einen die kunstvoll ausgeschmückte Kapelle des Stifters. Diese beherbergt die Grabmäler von König João, seiner Frau und ihren Kindern. Zum anderen hat uns der königliche Kreuzgang sehr fasziniert. Seine Spitzbögen sind mit opulenter Ornamentik ausgestattet. Die Säulen sind ebenfalls sehr aufwändig gestaltet und verziert. Wir fühlten uns in diesem Kreuzgang wie in einem Märchen aus 1001 Nacht. Viele Formen der überschwänglichen und üppigen Ornamente erinnerten uns an den Orient. Kein Wunder, haben diese doch auch hier ihren Ursprung.

Die äußere Umgebung der Klosteranlage ist aus unserer Sicht nicht sehr ergiebig. Der Charme der Cafes und Läden wie in Alcobaça fehlen hier völlig. Bei der Beschränkung der Besichtigung nur rein auf die Klosteranlage verpasst man nichts.

Kloster Tomar, festungsartige Anlage des Ritterordens der Templer

Bereits bei der Anfahrt nach Tomar kann man schon von weitem kurze Blicke auf die auf einer Anhöhe thronende Anlage der Tempelritter erhaschen. Die Größe der Anlage ist sehr imposant und sucht dabei seinesgleichen. Im 15. Und 16 Jh. wurden Kloster und festungsartige Kirche zu einer fast labyrinthischen Anlage mit sieben Kreuzgängen umgestaltet. Zur Gesamtanlage der Christusritterburg gehören die unterschiedlichsten Bauten und Kunstwerke. Es gibt hier so viel zu sehen und zu erkunden, dass wir gar nicht gemerkt haben, wie schnell dabei die Zeit vergangen ist. Die Besichtigung war ein wirklich kurzweiliges und lehrreiches Vergnügen.

Sehr begeistert waren wir von der Charola und dem Hauptkreuzgang. Bei der Charola handelt es sich um die Rotunde der ursprünglichen Kirche der Templer die zum Chor des neuen Kirchenraums wurde. Ihr achteckiges Inneres ist sehr aufwändig gestaltet. Es ist ausgeschmückt mit Wandmalereien, Tafelbildern, Stuckarbeiten, Schnitzereien und Holzskulpturen. Bei all dieser großen Pracht wussten wir gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollten. Nicht umsonst wird es in unserem Reiseführer bezeichnet als das mit zum Schönsten gehörende was es in Portugal zu sehen gibt.

Der Hauptkreuzgang gilt als Meisterwerk der europäischen Renaissance. Er hat von der künstlerischen Ausgestaltung so gar nichts gemein mit den Kreuzgängen von Alcobaça oder Batalha. Kein Wunder, handelt es sich doch auch um einen komplett anderen Baustil. Auch ohne aufwändige und üppige Ornamentik wirkt er auf uns sehr märchenhaft. Wir hätten diese Art von „Innenhof“ auf jeden Fall eher in einem Palast oder Schloss vermutet als in einem Kloster.

Berühmt und auch faszinierend ist das üppig verzierte Fenster zum alten Kapitelsaal. Es ist Sinnbild und Beispiel der steingewordenen Märchenwelten der Manuelinik. Es ist eines der originellsten Beispiele manuelinischer Spätgotik. Seine Motive fügen sich zum Symbol des Lebensbaums und der Wurzel Jesse aus der Hl. Schrift. Das Fenster hätte für uns auch ohne weiteres den aufwändigen Palast eines indischen Maharadschas zieren können.

In Tomar ist nicht nur der Besuch der Christusritterburg lohnenswert, sondern auch die zu Ihren Füßen liegende bezaubernde Altstadt. AltstadtgasseDurch sie ziehen sich die engen Gassen geradezu geradlinig durch. Im Inneren der Altstadt finden sich noch einige sehr alte Häuser mit verzierten Erkerfenstern im oberen Stockwerk. Es macht auf jeden Fall Spaß sich zum gelungenem Abschluss der Besichtigung durch die Altstadt treiben zu lassen.

 

 

Siehe auch unseren Reisetipp zum Thema „Mobiles Internet in Portugal

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2 Antworten zu Weltkulturerbe Portugal – Klosteranlagen Alcobaça, Bathalha und Tomar

  1. Jakob B. sagt:

    Oh wie schön, durch das Fenster in Tomar habe ich auch erst gerade geguckt. Sehr schöner Blog!

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