Ausflüge im Wineland Südafrikas

Südafrikas Weine haben sich einen sehr guten Ruf erarbeitet und sind mittlerweile einer breiten Masse bekannt. Das Weinanbaugebiet liegt ca 50 km von Kapstadt entfernt und besteht aus 5 Regionen (Drakenstein und Stellenbosch – das Kerngebiet, Breede River Tal, Witzenberg und Langeberg). Die bekanntesten Orte dort sind Paarl, Franschhoek und Stellenbosch.

Wir haben in Stellenbosch für die nächsten Tage Quartier bezogen. Aus unserer Sicht ist Stellenbosch dafür ideal – idyllisch gelegen an großen Bergformationen, große Auswahl an Restaurants, zahlreiche Weingüter in der näheren Umgebung, sehr nette Ortschaft mit noch vielen alten Bauten/Häusern im kapholländischen Stil, guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung. Stellenbosch ist einfach ein quirliges Universitätsstädtchen mit mehr als nur einer für Touristen interessanten Straße. Es gibt sogar ein paar lt. Reiseführer interessante Museen. Um die haben wir aber einen großen Bogen gemacht.

Schon bei der Anfahrt zu unserer Unterkunft sind wir an zahlreichen Hinweisschildern von Weingütern vorbeigefahren. Egal, welche Straße man befährt, rechts und links der Straße weisen Unmengen an Schildern auf die Weingüter hin. Komplett überfordert waren wir endgültig dann, als wir die Broschüre mit allen Weingütern in und rund um Stellenbosch in Händen hielten. Es waren gefühlt Hunderte! Welches der Weingüter wollen bzw. sollen wir besuchen? Bei so viel Auswahl fällt die richtige Wahl schwer. Zudem waren uns bis auf wenige seltene Ausnahmen die Weingüter allesamt unbekannt. Es war die reinste Qual…!!!! Am Besten macht man sich kurz die Arbeit und liest die kurzen Beschreibungen zu den einzelnen Gütern durch oder lässt sich in seiner Unterkunft/Touristeninformation beraten. Die einen Weingüter haben nur Rotweine, andere sind bekannt für die alte Bausubstanz – sprich die alten original kapholländischen Häuser, manche bestechen durch die einzigartige Aussicht auf die Umgebung, wiederum andere haben noch diverse Freizeiteinrichtungen für die ganze Familie mit dabei, andere sind bekannt für tolle Lunch Picknicks oder ihre hervorragende Küche im angeschlossenen Restaurant/Bistro. Wir haben die Erfahrung gemacht, egal wie man sich entscheidet, es ist nie die falsche Wahl. Alle Weingüter sind „herausgeputzt“ und ein Besuch ist immer lohnend. Wir haben einige Weingüter besucht, den Fokus dieses Mal jedoch nicht auf die Weinverkostung gelegt, sondern auf die Gebäude/Umgebung/Aussicht. Es war uns einfach zu heiß – bei Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad geht der Alkohol gleich dermaßen ins Blut und das macht uns dann einfach keinen Spaß. Wer meint, dies könnte auch an der fehlenden Einkaufsmöglichkeit liegen, den muss ich enttäuschen. Die meisten Güter arbeiten mit einem Unternehmen zusammen, dass die Weine aus Deutschland direkt zu einem nach Hause schickt ohne lästige Zollformalitäten. Einem Großeinkauf würde damit also nichts im Wege stehen. Wir haben unseren Einkauf schon in Buitenverwachting bei Constantia (Kapstadt) vorgenommen, dem Lieblingsweingut meines Mannes und haben somit unserer „Pflicht“ bereits genüge getan.

Nachfolgende Empfehlungen können wir geben bzw. haben uns sehr gut gefallen:

– Abendessen im Ouvertüre im HiddenValley Wine Estate. Ausgezeichnetes Essen mit einer herausragenden Aussicht.

– Ein Glas Sekt zum Sundowner auf der Terrasse von Delaire Graff Estate am Helshoogte Pass. Der Ausblick auf die umliegenden Bergformationen ist einfach traumhaft! Das Restaurant ist sehr edel und modern mit Kunst ausgestattet. Das Abendessen dort können wir jedoch nicht empfehlen; die Kombination der Gerichte war für uns etwas eigen und es hat uns nicht sonderlich geschmeckt.

– Mittag-/Abendessen bei Neethlingshof oder bei Boschendal. Bei Neethlingshof fährt man durch eine wunderschöne Allee und man sitzt sehr schön auf der Terrasse des alten kapholländischen Hauses. Boschendal ist ein sehr großes wunderschönes altes Anwesen, das auch zusätzlich mit einem kleinen Museum aufwarten kann.

– Mittagsimbiss bei Peter Falke. Wer möchte, kann sich hier herrlich im Schatten auf der Wiese auf Sitzsäcken mit Blick auf das kapholländische Gebäude lümmeln und die kleinen Snacks genießen.

– Wer es etwas moderner mag, der ist bei Dornier gut aufgehoben. Das Restaurant ist im alten Gebäude untergebracht; die Weinverkostung/-gebäude ist ein sehr moderner Neubau, der sich gut in die Landschaft einfügt. Wir haben dort nicht zu Mittag gegessen, die Speisekarte sah jedoch sehr gut und vielseitig aus.

Wichtig: Die Restaurants fürs Abendessen auf den Weingütern rechtzeitig – am Besten schon von Deutschland aus – vorbestellen. Diese sind immer gut ausgebucht und kurzfristig ist hier i.d.R. nichts zu bekommen.

Man lebt ja bekanntlich nicht vom Wein alleine … Wir haben daher auch die Landschaft der Umgebung auf den beiden nachfolgenden Touren erkundet:

1. Von Paarl über den Bain’s Kloof Pass (R303) nach Rawsonville und von dort über die N1 & den Huguenot Pass nach Franschhoek

Paarl selbst hat -abgesehen von einigen Weingütern- nichts zu bieten. Daher am Besten zügig durchfahren und gleich mit dem Bain’s Kloof Pass beginnen. Der „Aufstieg“ zum Pass erfolgt auf einer normal breiten gut befahrbaren Straße; der Gegenverkehr ist hier absolut kein Problem. Entlang der Straße bieten sich immer wieder Haltemöglichkeiten um die tolle Aussicht zu genießen. Oben angekommen, wird es dann von der Landschaft her eher karg. Viel Gestein mit wenig Grün, aber dennoch faszinierend. Die Passstraße windet sich am Berg entlang nach unten. Ein kleines Flüsschen oder eher mehr ein Rinnsal schlängelt sich unten zwischen den Bergen hindurch. Zum Ende des Passes auf der anderen Seite gibt es ziemlich weit unten eine Bademöglichkeit in diesem kleinen Flüsschen/Bachlauf, der von den Einheimischen gut genutzt wird.

Die Landschaft um Rawsonville und entlang der N1 ist sehr eben und weitläufig. Weinfelder sind im Wechsel mit großen ursprünglichen Flächen und Obstplantagen. Auch hier sind entlang der Straße einzelne Weingüter zu finden. Der Blick auf die die Landschaft umgebenden Berge ist einfach grandios und es bieten sich immer neue Blickwinkel und Perspektiven. Der Huguenot Pass wird sogar von LKWs befahren – auch er ist breit genug, dass 2 Autos ohne Probleme nebeneinander fahren können. Oben an der höchsten Stelle bieten sich auch hier beeindruckende Aussichten auf die Landschaft. Die ganze Fahrt war sehr kurzweilig und bis wir es gemerkt haben, waren wir schon in Franschhoek. Diese Tour ist daher gut als Halbtagestour zu machen. Wenn man in der Früh nicht allzu spät startet, dann bietet sich ein (evtl. späteres) Mittagessen in Franschhoek an. Franschhoek hat sich angeblich zur kulinarischen Hauptstadt des Westkaps entwickelt und besitzt eine Vielzahl von sehr guten Restaurants. Ob dies stimmt, können wir leider nicht beurteilen, da es bei uns zeitlich nicht mit einem Mittagessen geklappt hat.

Franschhoek ist aus meiner Sicht sehr übersichtlich. Die Geschäfte/Restaurants sind mehrheitlich in der Hauptstraße versammelt. Die Weingüter der Umgebung liegen nicht weit entfernt. Wer diese nicht selbst mit dem PKW anfahren möchte, hat die Möglichkeit mit der „Tram“ (ein offener Bus in Form einer Tram) nach einem festen Fahrplan sich zu den Kellereien der Umgebung chauffieren zu lassen. Das Highlight in Franschhoek ist u.E. jedoch die einmalig Lage in einem Tal, das an drei Seiten von Bergen umschlossen wird. Am Besten ist dies vom Franschhoek Pass aus zu sehen.

2. Fahrt von Franschhoek aus über den Franschhoek Pass und zwei weiterer Pässe nach Hermanus und von dort an der Küstenstraße zurück nach Stellenbosch.

Dieser Tagesausflug sparte wirklich nicht mit Highlights. Allein die Aussicht auf Franschhoek ist einmalig. Ich weiß gar nicht, wir oft wir auf der kurzen Passstrecke nach oben angehalten haben, um den sich immer wieder ändernden Panoramaausblick zu genießen. Davon konnten wir gar nicht genug bekommen. Fährt man den Pass auf der anderen Seite hinunter Richtung Hermanus kommt man durch ein Gebiet, dass landwirtschaftlich von Obstplantagen dominiert wird. Aufgrund der die Obstberge umgebenden oder angrenzenden Berge fühlten wir uns stellenweise an Südtirol erinnert. Alles ist relativ grün und hügelig. Auf jeden Fall eine sehr ansprechende Landschaft, die auch so in Deutschland zu finden sein könnte.

Hermanus ist bekannt für seine Wale, die sich hier im Winter (ungefähr ab Juli) tummeln und ihre Jungen zur Welt bringen. Sie kommen dabei dem Ufer so nahe, dass diese gut von Land aus beobachtet werden können. Es gibt sogar (weltweit einzigartig) einen Walschreier, der mit seinem Muschelhorn durch den Ort zieht und immer die Stellen ausruft, an dem ein Wal gesichtet wurde. Im Sommer sind leider keine Wale zu beobachten. Ein Besuch von Hermanus lohnt aber trotzdem. Es hat eine tolle Küstenlinie, an der es sich wunderbar spazierengehen lässt. Auch kann man hier ganz gut Fisch essen und es bietet sich an, dies bei einem Mittagessen zu tun. Mein Mann ist von Hermanus und seinem Flair ganz begeistert. Er würde am liebsten den ganzen Tag am Meer sitzen und dem Rauschen des Meeres zuhören.

Betty’s Bay – ungefährt in der Mitte zwischen Hermanus und Somerset West  – hat einen wilden langen Strand, der zu einem langen Strandspaziergang einlädt und eine Kolonie von Brillenpinguinen (African oder Jackass Penguins) in der Stony Point Penguin Colony. Um die Pinguine zu schützen wurde das Gebiet abgesperrt und man kann von Holzstegen aus die Pinguine beobachten. Das ganz ist vergleichbar mit der Kolonie am Boulders Beach auf der Kap-Halbinsel. Jedoch ist hier, was den Touristenstrom angeht, erheblich weniger los als am Boulders Beach. Dieser kann jedoch mit dem schöneren Drumherum, d.h. schöneren Lage am Strand aufwarten. In der Stony Point Penguin Colony gibt es am Ende des Holzsteges einen großen Felsen, auf dem unzählige Nester von Kormoranen zu finden sind und man kann den Eltern beim Füttern ihrer Jungen zusehen. Ich bin ein großer Fan von den Pinguinen und könnte ihnen immer stundenlang zusehen. Es ist immer wieder einmalig zu beobachten, wie sie von Ihren Nestern Richtung Meer watscheln oder bergab „hüpfen“. Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Pinguine die meiste Zeit faul auf dem Felsen in der Sonne liegen und das Leben genießen. Man könnte auch sagen, sie hätten das Nichtstun perfektioniert. Wir haben uns mehr als einmal gedacht, Pinguin müsste man sein. Betty’s Bay ist allein aufgrund der Pinguine ein Muß!

Die Küstenstraße von Betty’s Bay nach Strand bietet einmalige Ausblicke auf die schroff herabfallenden Felsen und auf lange geschwungene Strände. Um die Aussicht immer wieder sicher genießen zu können, gibt es entlang der Strecke zahlreiche Haltemöglichkeiten. Wir hatten sogar das Glück bei einer dieser Haltemöglichkeiten –wenn auch aus einiger Entfernung, aber doch erkennbar- zwei im Meer spielende Seehunde zu sehen. Auch der Blick auf die Gordons Bay kurz vor Strand hat seinen Reiz. Dieser Tagesausflug war wirklich sehr gelungen und hat uns wahnsinnig viel Spaß gemacht. Er war landschaftlich sehr abwechslungsreich und die Zeit ist auch hier wie im Flug vergangen.

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