Fahrt auf dem Nordsjøvegen (Nordseestraße) entlang an der „norwegischen Riviera“

Die „norwegische Riveria“ oder auch „Sonnenküste“ genannt führt von Kristiansand im Süden an der Südwestküste entlang bis nach Haugesund im Norden (oberhalb von Stavanger). Entlang dieser Straße liegen zahlreiche Strände und Sehenswürdigkeiten. Hier soll das Klima ungewöhnlich mild und das Wärmste in ganz Norwegen sein (kein Monat mit einer Mitteltemperatur unter 0 °C). Das norwegische Fremdenverkehrsamt spart auch nicht mit Superlativen und spricht von den Ortschaften als den „schönsten Perlen an der Südwestküste Norwegens“.

Die landschaftlich reizvollste Strecke startet ab Flekkefjord mit der Straße Nr. 44. Die Aussichten entlang dieses Weges sind wirklich unglaublich. Bizarre „Steinwelten“ und Wasser über Wasser in Form von Teichen, Seen, Tümpeln, Fjorden – alles in allem sehr abwechslungsreich.

Ab Ogna beginnt dann die Region Jæren, das Agrar-Anbaugebiet in Norwegen schlechthin. Das Land ist platt und eben wie in Dänemark und deshalb dafür perfekt geeignet. Nach dem Auf und Ab der Berge war die Fahrt durch die Ebene für uns dann doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. „Getröstet“ haben uns dann allerdings die vielen langen und wundervollen Sandstrände bei denen jeder auf seine Kosten kommt.

Wir haben nachfolgende Stopps eingelegt bzw. nachfolgende Städte besichtigt  bzw. Unternehmungen durchgeführt:

Kristiansand:

Hier sind wir mitten in der Nacht mit der Fähre angekommen. Am nächsten Morgen sind wir nicht gleich weitergebraust, sondern haben uns am nächsten Tag erst einmal zur Erkundung der Stadt aufgemacht.

Wir haben uns durch den schachbrettartig angelegten Stadtkern (genannt Kvadraturen) mit seinem alten Stadtteil Posebyn treiben lassen. Die allesamt weißen Holzhäuser dort sind ganz nett, ließen uns aber nicht in große Begeisterung ausbrechen. Die Festung Christiansholm ist ein wenig enttäuschend. Sie ist unwahrscheinlich klein und es kann lediglich der „Innenhof“ besichtigt werden. Der Dom ist erfrischend unprätentiös und wie bei Kirchen im Norden üblich eine wohltuend schlichte Holzkirche. Allerdings würden wir das Bauwerk aufgrund der Größe eher als Kirche denn als Dom bezeichnen. Wer wenig Zeit hat, versäumt unseres Erachtens jedoch nichts, wenn er diese Stadt links liegen lässt.

Mandal

Mandal ist Norwegens südlichste Stadt und eine der ältesten in Südnorwegen. Der Ortskern besteht aus mehr als 700 weißen Häusern in einer geschlossenen Holzhausbebauung. Vom Aussichtspunkt Uranienborg kann man diese am besten von oben bewundern.

Zudem locken in und um Mandal unzählige wunderbar idyllische (kleine) Strände, u.a. Sjøsanden. Bei diesem handelt es sich um Südnorwegens größten und schönsten Badestrand, der schon mehrfach Austragungsort der Beachvolleyball-Meisterschaften war. Angeblich tummeln sich hier bei jedem Wetter nur so die Massen. Bei unserem Besuch war er traumhaft leer. Wie man gut auf dem Foto erkennen kann ist dieser Strand in Bezug auf seine Größe mit 800 m im Vergleich zu unseren Stränden an der Ost- und Nordsee nicht wirklich der Rede wert. Allerdings würde ich in Norwegen nicht unbedingt Strände dieser Art erwarten. Daher wahrscheinlich die Bezeichnung „norwegische Rivera“.

Sehr zu empfehlen ist ein Spaziergang durch den dortigen Naturschutzpark Furulunden. Die Wege führen durch Kiefer- und Lärchenwälder und an der Küstenlinie entlang. Hier bieten sich wunderbare Ausblicke auf eine Schärenwelt, die uns stark an unseren Schweden-Urlaub erinnert und uns wieder aufs Neue begeistert haben. Zwischendrin sind kleine Strände versteckt, an denen es sich sicherlich herrlich entspannen und alles Drumherum vergessen lässt.

Auch die Kultur kommt in Mandal nicht zu kurz. Hier steht die größte Holzkirche Norwegens, mit 1800 Sitzplätzen. Von außen erweckt sie nicht den Anschein dieser Größe. Von innen konnten wir uns leider kein Bild machen, da die Kirche nicht geöffnet ist. Es gibt auch noch diverse Museen, wie z.B. das Vigeland-Haus, die wir uns aber alle „geschenkt“ haben. Das Wetter war einfach zu schön, um sich drinnen aufzuhalten und die Themen haben nicht wirklich unser Interesse geweckt. Mandal hat wirklich einiges zu bieten und man sollte für die Besichtigung mind. ½ wenn nicht sogar 1 ganzen Tag einplanen. So hat man dann auch Zeit und Muße die Seele am Strand baumeln lassen zu können.

Der Lindesnes-Leuchtturm  

Hierbei handelt es sich um den südlichsten Punkt Norwegens, sozusagen um das Südkap. Das Pedant zum allbekannten Nordkap. Angeblich handelt es sich dabei um eine der meistbesuchten Touristenattraktionen des Landes. Wir sind dort nachmittags um 15:00 Uhr angekommen und es war sehr ruhig bzw. nur noch wenige Touristen unterwegs. Wir konnten uns die Ausstellungen und das Gelände in aller Ruhe und ohne Drängelei ansehen. Der Blick oben vom Leuchtturm ist wirklich einzigartig schön. Karge Felslandschaft und schärenartige Küste soweit das Auge reicht. Das einzige was dort absolut nicht hinpasst sind die Hinterlassenschaften der Wehrmacht aus dem 2ten Weltkrieg. Bunker und Befestigungsanlagen en Masse, in denen man auch noch heute herumlaufen kann.

Vom Parkplatz des Leuchtturms aus besteht die Möglichkeit, mehrere kleine Wanderungen zu unternehmen. Wir haben uns für die Wanderung entlang der Küste entschieden. Hier hat man von verschiedenen Stellen immer wieder sehr schöne unterschiedliche Ausblick auf den Leuchtturm. Was zuerst ganz harmlos begann, steigerte sich dann doch zu einer nahezu anstrengenden „Kraxelei“ über Felsen, Stock und Stein. Wir mussten ständig auf den Weg achten, um nicht zu stolpern oder abzurutschen. Nun war uns auch klar, warum wir die einzigen Wanderer waren. Der Wohnmobilist ist ja meistens älter und schon von eher fossiler Natur. Und die älteren Herrschaften sind oft nicht mehr so fit was das Wandern mit Kraxeln angeht. Die sind froh, wenn sie vor ihrem Wohnmobil sitzen können und ein Opfer zum „tot-quatschen“ finden. Der normale Urlauber dagegen hat oftmals nicht die Zeit groß zu wandern und braust nach der Besichtigung ganz schnell wieder ab. Wir haben es auf jeden Fall sehr genossen den ganzen Weg für uns alleine zu haben. Diese Wanderung empfiehlt sich auf jeden Fall, auch um die dortige Landschaft ausgiebig kennenzulernen. Allerdings nur bei absolut trockenem Wetter, da der Weg nicht ohne ist und bei Regen die reinste Rutschpartie über die Steine wird, d.h. bei Nässe absolut gefährlich wird.

Flekkefjord & Sokndal

Das einzig wirklich Interessante und Sehenswerte in Flekkefjord ist das Holländerviertel oder besser gesagt die Holländerstadt. Ein hübsches kleines Viertel mit den typisch weißen Holzhäusern.

Da es aber an verschiedenen anderen Ecken, z.B. Stavanger, diese auch gibt und es bei aller Schönheit doch irgendwie immer wieder das Gleiche ist bzw. sich stark ähnelt, kann man Flekkefjord m.E. getrost auslassen.

Interessant ist für den einen oder anderen die bei Flekkefjord vorgelagerte Insel Hidra. Dort gibt es die Festung Hågåsen zu sehen. Diese bietet nicht nur den angeblich schönsten Aussichtspunkt der Region. Die Anlage war auch Bestandteil des deutschen Atlantikwalls während des zweiten Weltkrieges. Da man zur Insel nur per Fähre kommt, haben wir uns allerdings gegen diesen Abstecher entschieden.

Auch das winzige nicht weit von Flekkestadt bzw. Åna-Sira entfernte Sokndal, dessen Ortskern seit 2005 unter Denkmalschutz steht, kann man getrost überspringen bzw. links liegen lassen. Durch den wirklich winzigen Ort führt eine einzige Straße und rechts und links gruppieren sich die alten weißen Holzhäuser. Obwohl recht klein, so gibt es doch für die Touristen Möglichkeiten, ihr Geld dort zu lassen. Diverse „Galerien“ bzw. Läden versuchen mit allerlei Kunst und geschmackvollen Schnick-Schnnack zu verführen. Wären die wirklich hohen Preise nicht, dann würde man vielleicht bei der einen oder anderen Kleinigkeit schwach werden. So haben wir allerdings allen evtl. möglichen Versuchungen gut widerstanden.

Wanderung zum Brufjell mit seinen spektakulären Gletschertöpfen (Jettegrytene)

Angelockt oder besser geködert wurden wir durch Photos von den Brufjell-Höhlen in diversen Broschüren des Fremdenverkehrsamtes. Zu besichtigen sind diese Höhlen jedoch nicht einfach so, sie müssen erwandert werden. Sie sind besser gesagt das Ziel einer nicht ganz ungefährlichen Wanderung.

Ausgangspunkt ist Roligheta bei Åna-Sira unweit von Flekkestadt. Die Tour führt von dort erst hinauf ins Brufjell. Nach einem steilen Aufstieg durch bewaldetes Gebiet bietet sich einem ein phantastischer Panorama-Blick auf die umliegenden Berge. Und der Weg zu den Höhlen hat es dann von dort so richtig in sich. Zuerst geht es nur ein wenig steil nach unten – alles in allem noch harmlos und gut zu machen. Ähnlich zu manchen Strecken bei uns in den Bergen. Und dann ging die Kraxelei wirklich los. Es hieß zwar, dass der Weg nicht einfach sei, was dann unser harrte, hat meine schlimmsten Befürchtungen leider überstiegen. Es musste am nackten Fels geklettert werden. Der einzige Halt waren in den Felsen getriebene Eisenhalterungen. Vertrauenserweckend war das Ganze für mich nicht. Ein falscher Schritt, eine Unachtsamkeit und es geht nach unten. Ich war schon kurz vorm Aufgeben. Habe mich dann aber zusammengerissen, alle meine Ängste, Bedenken und die leichte aufsteigende Panik verdrängt und bin langsam nach unten abgestiegen. Unten angekommen konnten wir dann leider keine weiterführenden Weg-Markierungen mehr finden. Bei dem Weg, den wir dann für den richtigen hielten, habe ich dann allerdings gepasst. Er war extrem schmal und es gab keine Möglichkeit sich irgendwo festzuhalten. An dieser Stelle war bei mir die Angst bzw. Panik abzustürzen eindeutig größer als die Neugier, die 15 Meter über dem Meer liegenden horizontalen Gletschermühlen zu sehen. Wir wissen bis heute nicht, ob wir nur zu doof waren, den richtigen Weg zu finden oder ob der Weg, der von uns als solcher gehalten wurde, wirklich der richtige war. Jedenfalls haben wir wenige 100 Meter vor dem Ziel aufgegeben. Was für ein Pech! Dafür hatten wir allerdings zu Beginn unserer Wanderung ein Riesenglück. Roligheta ist nichts anderes als ein klitzekleiner Weiler am Flekkefjord. Der relativ neue große Parkplatz war gesperrt und es gab keinen Parkraum für ein Wohnmobil oder Kastenwagen. Von diesem Parkplatz hätten wir auch noch ein ganz schönes Stück zum Ausgangspunkt der Wanderung laufen müssen. Da wir uns nicht sicher waren, ob wir hier richtig sind bzw. ob es noch andere Parkmöglichkeiten gibt, habe ich einen Anwohner gefragt, der gerade seinen Rasen gemäht hat. Und mit der größten Selbstverständlichkeit, hat er uns angeboten, bei ihm auf seinem Grundstück zu parken. Zu diesem Glück war der Ausgangspunkt der Wanderung nur 100 Meter davon entfernt.

Die Strände Orrestrand und Borestranda an der Jærenküste

In Südnorwegen und insbesondere an der Jærenküste gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Stränden. Allein an der Jærenküste sind sie ca. 70 km lang und bis zu 650 m breit. Seit 1977 stehen sie zudem noch unter Naturschutz. Man könnte somit einen ganzen Urlaub nur damit verbringen all diese Strände abzuklappern – wenn man denn wollte. Wir wollten es eindeutig nicht, obwohl wir Strandfans sind. Wir sind allerdings nicht wegen der Strände nach Südnorwegen, sondern wegen der dort typischen Natur bzw. Landschaft. Wegen den Fjorden halt. Ganz konnten bzw. wollten wir uns den Stränden dann doch nicht entziehen, denn so ein Strandspaziergang, der hat für uns doch immer was Besonderes. Die Auswahl haben wir uns dann allerdings leichtgemacht. Im DUMONT Reiseführer für das Fjordland werden ein paar Strände besonders hervorgehoben. Wir haben uns dann gleich den ersten, den Orrestrand, herausgepickt. Ein wirklich schöner lang geschwungener breiter Sandstrand mit einer wunderbaren vorgelagerten Dünenlandschaft. Die Strandwanderung lässt sich von hier beliebig über die Strände der Nebenbuchten ausweiten. Wirklich sehr zu empfehlen. Der Borestranda ist einer der Lieblingsorte der Autorin des besagten Reiseführers. Deshalb haben wir zu diesem auch einen kurzen Abstecher unternommen; sind dort allerdings nicht zur Strandwanderung aufgebrochen. Der Borestranda war genauso schön und einladend wie der Orrestrand. Ich denke, dass alle Sandstrände der Jærenküste eine gute Wahl sind und man praktisch gar nichts falsch machen kann. Außer vielleicht die Badesachen nicht im Gepäck mit dabei zu haben. Ja wirklich, unglaublich aber wahr, in Norwegen kann man auch mitunter einen Badeurlaub verbringen. Man darf nur nicht zu wählerisch mit den Temperaturen sein. Zudem muss man immun gegen den mitunter kalten Wind sein oder über einen geeigneten Windschutz verfügen. Aber ansonsten ist es Spitzenklasse!

Stavanger, das Zentrum der Ölindustrie

Für uns ist Stavanger, viertgrößte Stadt Norwegens, eine wirklich tolle und interessante Stadt. Wir können gut nachvollziehen, dass sie 2008 europäische Kulturhauptstadt war. Alt, z.B. die Altstadt Gamle Stavanger und neu, z.B. das futuristisch anmutende Gebäude des Ölmuseums, liegen hier sehr nahe beieinander und bilden einen schönen Kontrast. Grundsätzlich liegen eigentlich alle Sehenswürdigkeiten in fußläufiger Entfernung beisammen. Somit kann Stavanger sehr gut auf Schusters Rappen erkundet werden. Was wir auch ausführlich getan haben. Wir haben das in der Art und Weise gemacht, wie wir es am Liebsten machen. Nämlich uns scheinbar ohne Ziel durch die Straßen treiben zu lassen. Dabei, so finden wir, bekommt man den besten Eindruck von einer Stadt. Und im Regelfall kommt man dabei auch an allen interessanten Sehenswürdigkeiten vorbei.

Besonders begeistert hat uns das großzügige Altstadtviertel Gamle Stavanger mit seinen kopfsteingepflasterten Straßen und den wunderschönen, sehr gepflegten weißen Holzhäusern. Die Anwohner geben sich auch sehr viel Mühe mit Ihrem Blumenschmuck und vor kaum einem weißen Holzhaus steht nicht ein bunter Blumenkübel.

Auch sehr hübsch anzusehen sind die alten bunten Holzhäuser direkt unten am Hafen, am Vågen, die nette Lokale beherbergen. Eine Tasse Kaffee bzw. einen kleinen Einkehrschwung sollte man am Øvre Holmgate, Stavangers buntester Straße machen, die mitunter auch Stavangers Notting Hill genannt wird. In dieser Straße sind die Häuser alle nach einem von einem Künstler ausgearbeiteten Farbenplan gestrichen. Das Publikum dort ist sehr bunt gemischt und es gibt einige interessante Geschäfte. Die Fans der Sixties kommen hier auf jeden Fall voll auf ihre Kosten.

Dem Kunst- und Kulturinteressierten hat Stavanger noch einiges mehr zu bieten, z.B. eine Vielzahl von Museen und nicht zu vergessen, den Dom.
Das Beste ist allerdings, das von Stavanger nicht allzu weit entfernt der bekannte Lysefjord mit dem Preikestolen liegt. Von Stavanger aus werden nicht ganz günstige Schifffahrten in diesen Fjord angeboten. Aber was ist in Norwegen schon günstig? Sich den Preikestolen zu erwandern und die Aussicht von oben auf den Lysefjord zu genießen, ist jedoch durch nichts zu toppen. Da kann man getrost auf die Schifffahrt verzichten. Wir haben auf jeden Fall vor, uns die Wanderung zum Preikestolen nicht entgehen zu lassen.

 

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