Das Wetter hat am Sonntag leider umgeschlagen und uns mit Dauerregen „beglückt“. Die Wetterprognose für die nächsten Tage war auch nicht erfreulicher. Lediglich an der Küste sollte es ein wenig besser sein bzw. besser werden. So haben wir unsere Pläne umgeworfen und den Besuch des Geirangerfjordes erst einmal sein lassen. Wir haben noch 2-3 Möglichkeiten auf unserer Reise einen Abstecher dahin zu machen. Und bei Dauerregen mit Nebel sieht man sowieso nicht viel vom Fjord. Auch die Wanderung zum Brikdalsbreen, dem westlichen Nebenarm des Jostedalsgletschers haben wir aufgrund des Dauerregens bleiben lassen.
Wir haben uns stattdessen gleich an die -nicht allzu weit entfernt liegende- Küste aufgemacht. Genauer gesagt ging es auf die Insel Runde, die auch den Beinamen „Vogelinsel“ trägt. Runde ist eine nur 6,4 km2 große Insel etwa 67 km südwestlich von Ålesund. Sie ist durch eine 432 m lange Brücke mit dem Festland verbunden. Die Insel steht unter Naturschutz, da über 100.000 Seevögelpaare zum Nisten auf die Insel kommen. In erster Linie Papageientaucher. Diese gehören zu den von mir „heiß geliebten“ Seevögeln. Sie sind einfach sehr drollig und haben mich mit ihrem putzigen Aussehen um den Finger gewickelt. Die Seevögel nisten auf dem Vogelfelsen Rundebranden, der den größten Teil der Insel einnimmt. Und dort in erster Linie auf den 300 m senkrechten westlichen Klippen des Plateaus. Wir machen uns am späten Vormittag voller Vorfreude auf den Weg. Das erste Stück des Weges nach oben hat es ganz schön in sich – gefühlte 25 % Steigung. Aber man wird am Ende dieses wirklich sehr steilen Weges auch gleich belohnt mit einem tollen Blick auf das Moor oben auf dem Plateau. Als wir oben ankamen war alles voller Nebel und wir wähnten uns am Set einer Edgar Wallace-Neuverfilmung. Aber 15 Minuten später war alles klar und wir hatten gute Sicht. Wir waren sehr überrascht wie ruhig es oben auf dem Plateau ist. In unserer Vorstellung müssten bei einer Vogelinsel Tausende von Vögeln kreischend über unsere Köpfe ziehen und im Moor unzählige Nester zu finden sein. Aber nichts dergleichen. Wir stoßen auf dem Weg zu den westlichen Klippen auf zwei einzelne Raubmöwen, die sich von dem Blitzlichtgewitter der umstehenden Photographen nicht die Ruhe rauben lassen. Und das war es auch schon auf dem Plateau selbst. Und auch an der Stelle des Felsens, an denen sich die Nester der Papageientaucher befinden sollen ist es vollkommen ruhig und keines dieser niedlichenäp Tierchen ist sichtbar. Enttäuschung machte sich langsam bei uns breit. Tapfer marschierten wir auf dem Rundweg weiter den Felsen hinauf bis war ganz schön schnaufend am Punkt Raudenipa endlich auf Vögel in nennenswerter Zahl gestoßen sind. Dort nistet eine Kolonie von Basstölpeln auf einem hohen rauen Felsen. Es ist ein Kommen und Gehen mit viel Geschrei. Leider sind wir vom Felsen zu weit entfernt. Nicht einmal mit dem Fernglas konnten wir groß Details erkennen. Aber so schnell haben wir uns dann doch nicht geschlagen gegeben. Es hieß, die Papageientaucher seien alle auf Fischsuche im Meer und würden erst abends so ab 19:00 – 21:00 Uhr zu Ihren Nestern zurückkehren. Also haben wir uns abends noch einmal auf dem Weg nach oben gemacht. Es ist immer bis sehr spät hell und damit kein Problem. Und wir wurden dann tatsächlich belohnt. Die Papageientaucher hatten ihr Stelldichein. Wir waren zuerst beim Punkt Lundeura und da haben wir sie auch gleich gesichtet. Allerdings sehr übersichtlich in der Anzahl. Einzelne der Tiere kamen vom Meer und sind dann sofort zu ihren Nestern unter den Steinen verschwunden. Da wir oben an der Klippe standen und diese auch einen leichten Überhang hatte, war die Sicht nicht besonders gut. 2 Papageientaucher hatten auf jeden Fall ein Einsehen mit uns und haben nicht weit entfernt von unserem Platz so lange für uns posiert, bis die Bilder im Kasten waren. Wir konnten erst gar nicht glauben, dass dies der Hotspot sein sollte. Aber die Anzahl der Schaulustigen und insbesondere der Photographen mit ihren Wahnsinns-Teleobjektiven bestätigten uns, dass wir an der richtigen Stelle waren. Wir beobachteten eine ganze Weile mit sehr viel Spaß und Freude das Kommen und Gehen der wirklich sehr elegant fliegenden Papageientauchern. Das Fernglas war auch hier leider nicht so nützlich, da die Kleinen wirklich wahnsinnig schnell sind. Kaum hat man einen gesichtet und will ihn im Fernglas fixieren, ist er auch schon wieder weg. Aber Hauptsache ich hatte mein Rendezvous mit den Papageientauchern. Auch wenn ich eine vollkommen falsche Vorstellung von der Menge und den Möglichkeiten des Näherkommens hatte, so war ich doch selig, überhaupt welche gesehen zu haben.
Am nächsten Morgen haben wir zum Abschluss noch eine Rundfahrt mit dem Schiff um den Vogelfelsen gemacht. Was war da für ein Seegang! Die Nussschale von Boot ging nur so auf und ab. Aber Gott sei Dank hatte ich mich in weiser Voraussicht entsprechend gedopt. Mit diesem Doping und viel Konzentration und Ablenkung habe ich die gut 2stündige Rundfahrt ohne größere Zwischenfälle überstanden. Was man nicht von allen Passagieren sagen kann. Dafür hing ich dann am Nachmittag entsprechend in den Seilen. Die Nebenwirkung Müdigkeit der Seekrankheitstabletten kam voll und ganz durch. Seufz!!! Aber Gott sei Dank haben wir unser Bett immer mit dabei und ich konnte mich dann ganz schnell eine Runde Schlaf einschieben.
Von See aus waren dann um einiges mehr an Seevögeln zu sehen. Sehr eindrucksvoll waren die am Himmel majestätisch kreisenden Seeadler. Ganz zu schweigen von den kleinen „Rudeln“ an Papageientauchern. Aber auch im Wasser waren diese ganz schön flink und „leider“ auch in sicherer Entfernung zum Boot. Aber auch hier war die Devise „Hauptsache gesichtet“!














