Unsere weitere Reiseroute verlief hauptsächlich auf der E6 in Richtung Süden. Von der Befahrung der scheinbar sehr lohnenden Straße Nr. 17 entlang der Helgeland-Küste haben wir aufgrund Dauerregens und der schlechten Wetterprognosen für die nächsten Tage schweren Herzens Abstand genommen. Die Landschaft durch die die E6 von Fauske nach Mo i Rana führt hat uns allerdings sehr gut entschädigt. Die Landschaft ist hier extrem abwechslungsreich und so wechseln sich einmalige Fjordlandschaften mit schroffen Gebirgslandschaften ab. Besonders faszinierend war für mich die kahle Ebene bzw. Steppe rund um den Polarkreis.
Obwohl sehr karg hat sie auf mich doch einen ungeheuren Reiz ausgeübt und ich wäre dort gerne ein wenig gewandert. Die arktischen Temperaturen und der Wind haben mich dann doch davon abgehalten. Es war uns hier sogar vergönnt, kurz ein paar Rentiere beobachten zu können. Die Sonne kam auch ganz kurz raus und wir konnten einen sehr schönen Regenbogen über der Steppe bewundern – das Highlight dieses Tages.
Kurz nachdem wir den Polarkreis hinter uns gelassen haben, haben wir den 10.000 km unserer Reise „vollgemacht“. Wir haben dies gleich als gutes Omen gewertet und wurden auch nicht enttäuscht; das Wetter wurde wieder besser und damit konnten wir wieder aktiver werden.
Nahe bei Mo i Rana gibt es gleich mehrere Natur-Highlights zu bewundern und zu erkunden. Die Grönli- und Seter-Grotte und den Svartisen-Gletscher. Die Entscheidung, welche der Höhlen wir besichtigen wollen, wurde uns abgenommen. Im Norden Norwegens -analog zu den Lofoten/Vesteralen- werden ab Mitte August die Bürgersteige hochgeklappt und viele Sehenswürdigkeiten können dann nicht oder nur mehr eingeschränkt besichtigt werden. So war es auch mit der Seter-Grotte, die nur bis zum 15.08. besichtigt werden kann.
Also ging es auf zur Grönli-Höhle. Dafür, dass es angeblich die bekannteste und eine der am häufigsten besuchten Kalksteinhöhlen in Norwegen sein soll, ging es sehr beschaulich und wenig touristisch zu. Fast könnte man meinen, die Höhle wäre ein Geheimtipp. Ich frage mich auch, wie evtl. Besuchermassen „bedient“ werden sollen. Wir waren auf der Führung zu acht und das ging gerade so von der Höhe/Breite der Gänge.
Die Höhle ist auf dem 400 Meter langen Rundgang ganz interessant und steht in Kontrast zu den Höhlen, die wir bisher gesehen haben. Stalaktiten und Stalagmiten gibt es keine, dafür aber lärmende Wasserläufe und bizarre Formationen von Glimmerschiefer.
20 km von der Höhle entfernt hat man die Möglichkeit zur Austredalsien-Gletscherzunge des Svartisen-Gletschers zu wandern. Wir haben uns dazu mit dem Boot über den Svartisen-See bringen lassen, da der Regen der vorherigen Tage das Laufen am Flußufer unmöglich gemacht hat. Gott sei Dank, muss ich im Nachhinein sagen, da das Laufen zur Gletscherzunge und insbesondere der Rückweg bereits sehr anstrengend war, obwohl es insg. nur gut 6 km waren. Es gab keinen Weg im eigentlichen Sinn, sondern man musste sich seinen Weg über unebene in der Höhe variierende Schieferplatten und Pfützen suchen. Nachdem das Schiff zurück nur im 2 Std.-Rhythmus geht und wir nicht ewig lange warten wollten, haben wir den Rückweg in Rekordzeit hingelegt. Kein Wunder also, dass unsere Füße geraucht haben und wir fix und alle waren.
Die Anstrengung hat sich aber wirklich gelohnt. Die Gletscherzunge ist schon sehr imposant und unser letztes Gletscherzungenerlebnis ist schon über 20 Jahre her. Leider ist die Gletscherzunge im Laufe der Jahre bereits um einiges abgeschmolzen; an alten Markierungen ist noch zu sehen, wie weit die Gletscherzunge schon einmal gereicht hat. Ich konnte mich jedenfalls an den bizarren Eisformationen gar nicht satt sehen.
Ein empfehlenswerter Abstecher von der E6 ist die Fahrt auf der Wildnisstraße (von Korgen im Norden die Fv806 bis Hattfjelldal und dann auf der RV73 bis Trofors). Man fährt hier durch das Hattfjelldall und hat immer wieder sehr gute Ausblicke zum Okstindmassiv. Andere Touristen – Fehlanzeige; wir hatten die Straße für uns. Scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass es hier einen lohnenden Abstecher gibt – Gott sei Dank!!!
Nachdem das Wetter sich von seiner schönsten und wärmsten Seite gezeigt hat, haben wir einen Abstecher an die Küste nach Bronnoysund gemacht (Abzweigung Straße 76 von der E6 bei Brenna). Der Weg dorthin u.a. entlang am Tosenfjorden und Ursfjorden ist hitverdächtig und hat uns wahnsinnig gut gefallen.
Nicht weit von Bronnoysund entfernt befindet sich der Torghatten, ein 260 m hoher Felsen mit einem riesigen Loch mittendrin. Das markante Loch – 160 m lang, 35 m hoch und 20 m breit – wurde vor Millionen von Jahren, als der Küstensaum noch tiefer lag, von der Brandung in den Berg gefräst. Mann kann dieses Loch auf einer kleinen Rundwanderung von 5 km durchwandern. Das Loch ist nahezu wie gemeißelt und es ist kaum zu glauben, dass es vom Meer geschaffen wurde und nicht von Menschenhand.
Für die Weiterfahrt von Bronnoysund Richtung Süden haben wir uns dann entschlossen, den Rest auf der berühmt berüchtigten 17er Straße zu fahren. Gelohnt hat sich das allerdings nicht wirklich. Die Strecke von Bronnoysund nach Steinkjer scheint das landwirtschaftliche Zentrum zu sein – zumindest gemessen an der Anzahl der Felder, Bauernhöfen und weidenden Kühen. Die Landschaft erschien uns sehr vertraut und wir haben mehr als einmal gesagt, dass sieht ja wie bei uns zu Haus aus. Dies war die bisher erste gefahrene Strecke in Norwegen, die bei uns keine „Oh-Rufe“ und Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Also am Besten weglassen und –vorausgesetzt das Wetter macht mit – die 17er Straße erst am Bronnoysund in die nördliche Richtung fahren.

Glückwunsch zu schon 10 000 km – passt weiter gut auf Euch auf!
Wir lesen Eure Berichte jedesmal mit großer Begeisterung. Ihr schafft es wirklich, dass man nur mehr neidisch auf Euch und Euer Erlebtes sein kann!
Grüßt uns immer wieder den herrlichen Norden!
Susi und Georg