Dovrefjell-Nationalpark – Begegnung mit einem Moschusochsen

Zwischen dem Gudbrandstal im Süden und Trondheim im Norden erstreckt sich das Dovrefjell, eine menschenleere Gebirgsebene mit unvergleichlicher Fauna und Flora.

Im Dovrefjell Nationalpark wurden in den 1950er Jahren Moschusochsen aus Grönland eingeführt, die dort seitdem wild lebend umherstreifen.

Es gibt eine sehr schöne Wanderung zur Reinheimhütte mit der klangvollen Bezeichnung „Zu den Moschusochsen im Dovrefjell“. Obwohl ich mir sicher war, als „einfacher“ Wanderer auf einem doch mehr oder weniger stark frequentierten Wanderweg niemals auf Moschusochsen zu treffen, haben wir uns dennoch für diese Wanderung entschieden, da das Dovrefjell wirklich einzigartig schön ist.  Eine sehr karge und doch „reichhaltige“ Landschaft – Moose, Gräser, Blaubeerstauden,  Heidekraut – teilweise schon herbstlich verfärbt und sumpfige Areale. Nicht zu vergessen der imposante Blick auf den schneebedeckten Snoehetta.

Gut ausgerüstet und mit Marschverpflegung versehen ging es dann los. Relativ kurz nach dem Start der Wanderung musste ein Gatter passiert werden mit einem relativ großen Hinweisschild „Achtung, Sie betreten nun ein Gebiet, in dem Moschusochsen leben“ und dann noch eine ganze Liste an Verhaltensregeln, für den Fall, dass man Moschusochsen begegnet. Am Ende hieß es dann noch „ermutigend“: Moschusochsen greifen nur an, wenn Sie sich angegriffen fühlen – sollte etwas passieren, dann sind sie also selbst schuld. Obwohl wir ja nicht damit rechnen auf Moschusochsen zu treffen und das Ganze eher als Finte für den Tourismus betrachten, lesen wir doch schön brav die Verhaltensregeln doch – man kann ja doch nie wissen.

Nach einem ziemlich langen und steilen Stück nach oben sind wir im Fjell angelangt und es ist genauso phantastisch, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir erfreuen uns also an der Natur und genießen die Wanderung. Nach ¾ des Hinweges kommen uns Wanderer entgegen mit dem Hinweis, dass sie umdrehen mussten, da direkt auf dem Weg ein ausgewachsener Moschusochsenbulle Siesta hält. Das gibt’s doch nicht, denken wir und auch, dass der bestimmt weg ist, bis wir an diese Stelle kommen. Wir wandern nun voller Erwartung weiter. Der Weg macht eine unscheinbare Kurve und da liegt nun wirklich ein wahrhaftiger Moschusochse auf dem Weg. Der Mindestabstand sollte 200 m betragen; in diesem Moment waren es bei uns vielleicht 50 m. Der Moschusochse hat sich aber nicht gerührt; nicht einmal geblinzelt hat er. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Nichtbewegens des Moschusochsen meinte ich zu Robert: „Der liegt da wie tot, vielleicht ist es ein verendeter Moschusochse“. Ich habe das ganze kaum ausgesprochen, da bewegt er sich und steht blitzschnell auf und sieht in unsere Richtung. Im ersten Moment bin ich riesig erschrocken, da ich erst meinte, er will jetzt auf uns losgehen. Wir haben zuerst einmal den Sicherheitsabstand erhöht und ein wenig Fersengeld gegeben.  Aber der Gute war nach wie vor extrem relaxt – kein Schnauben, kein Scharren, kein Nichts. So ein Moschusochse ist schon ein sehr beeindruckendes Geschöpf – so strotzend vor Kraft,  Bis auf Gesicht und Hufe sind sie in ein zotteliges Fell gehüllt. Beim Gehen schlackern die langen Haare am Hinterteil und es sieht aus, wie eine Decke im Wind. Ausgewachsene Männchen können bis zu 1,5 m Schulterhöhe und 400 kg Lebendgewicht erreichen. Schwer vorzustellen, dass diese bis zu 60 km/h im Sprint erreichen können. In der Regel leben die Moschusochsen im Dovrefjell in Herden von 10 bis 12 Tieren.  Bei uns war es leider keine Herde, sondern nur ein einzelner – aber ich will mich nicht beklagen und undankbar erscheinen ….

„Unser“ Moschusochse hat uns dafür mit einer „Showeinlage“ entschädigt. Wir sind natürlich auch brav und wie vorgegeben umgekehrt und haben uns in ca. gut 200 – 300 m Luftlinie Entfernung zu ihm oberhalb auf einem sicheren Feldvorsprung zum Brotzeit  machen niedergelassen.  Und was macht der Moschus zu unserer größten Freude – er gibt seine Siesta auf und läuft wie auf einem Laufsteg  langsam einen Trampelpfad nach unten zu einem Gebirgsbach. Wir hatten so noch gut 30 Minuten das Vergnügen ihn beobachten zu können. Ein wirklich unvergessliches Erlebnis!!!!

Ich kann den Dovrefjell-Nationalpark jedem nur ans Herz legen – ein absolutes Muss und das nicht nur wegen der Moschusochsen.

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