In dem wirklich kleinen Ort Tintagel soll in sagenhafter Zeit König Artus gelebt haben. Der Legende nach 473 geboren als Sohn eines cornischen Fürsten auf der weit ins Meer ragenden Felsenburg Tintagel. Neben seiner christlichen Erziehung wird er von dem Hohepriester und Magier Merlin in die „Anderwelt“ eingewiesen. Der Tod erteilt ihn im Kampf an der Slaughter Bridge am Modmin Moor und sein Schwert Excalibur wird von Bevidere in einen nahegelegenen See geworfen. Von Merlin & Excalibur habe sogar ich schon gehört; von dem Örtchen Tintagel dagegen bisher noch nichts, aber auch absolut gar nichts. So klein der Ort auch ist, Parkmöglichkeiten hat er massenhaft – ein Großparkplatz neben dem anderen. Wir bekommen dadurch gleich einen Vorgeschmack darauf, dass Tintagel zu den berühmtesten und meistbesuchten Ortschaften in Südengland zählt und von dem Hype um König Artus lebt. Allerding war um 11:00 Uhr vormittags noch alles relativ ruhig. Ich muss gestehen, dass wir Tintagel nicht wegen König Artus angefahren haben, sondern –wie soll es bei uns auch anders sein – wegen dem phantastischen Küstenwanderweg zwischen Tintagel & Boscastle. Nachdem Boscastle ein Weiler mit ein paar Häusern und mit begrenzten Parkmöglichkeiten ist, kam nur Tintagel als Ausgangspunkt in Frage. Zwischen Tintagel & Boscastle gibt es einen Busverkehr – wenn auch aus meiner Sicht nur einen rudimentären. Nur „alle Nase lang“ geht ein Bus und das auch nicht immer verlässlich, wie die Dame von der Touristeninformation uns mitgeteilt hat. Mein Misstrauen war geweckt, nachdem sie uns nicht nur den Busfahrplan ausgehändigt hat, sondern auch noch zwei Visitenkarten für Taxiunternehmen. Aber auch hier war uns wieder mal das Glück mehr als hold. Gleich gegenüber der Touristeninformation war die Bushaltestelle und 10 Minuten später (+ 15 Minuten Verspätung) kam dann der Bus nach Boscastle. So sind wir dann halt mit dem Bus zuerst nach Boscastle gefahren und an der Küste zurück nach Tintagel gewandert (ca. 9 km) statt umgekehrt..
Bei dieser Wanderung haben wir nahezu alle englischen Wetterzonen durchlebt. Wir wurden durchnässt, vom Wind trockengeblasen und von der Sonne wieder aufgewärmt. Der Weg war es aber wirklich wert. Die Ausblicke sind einfach einmalig und die Felsformationen sind spektakulär und atemberaubend in einem. Der Weg war sehr abwechslungsreich und mit einigen Steigungen versehen. Am Ende in Tintagel hatten wir einen ganz phantastischen Blick auf die Ruinen von Artus Felsenburg; er hätte besser nicht sein können. Wir konnten alles gut überblicken und haben es uns dann erspart Eintritt zu zahlen, um in den Ruinen herumspazieren zu können. Ich kann bis jetzt nicht verstehen, dass die kümmerlichen Überreste dermaßen viele Menschen anlockt und in ihren Bann zieht.
Ich finde es immer wieder unglaublich – kein Küstenabschnitt gleicht dem anderen. Die Fels- und Kliff-Formationen sind immer unterschiedlich; sei es in Ihrer Anordnung oder in der Form der Felsen/Klippen. Auch die Landschaft drum herum ist immer wieder anders – Heidelandschaft, Farnwiesen mit den unvermeidbaren Brombeerhecken, Farmland, Weidegrund etc.. Ganz zu schweigen von der Stimmung, die das jeweilige Wetter/Licht mich sich bringt. Wir haben den Eindruck, dass jeder Küstenabschnitt seiner eigenen Dramaturgie folgt. Das macht das Wandern auf den Küstenpfaden für uns so spannend und es wird uns dabei auch nie langweilig. Ganz im Gegenteil, unsere Begeisterung dafür kennt keine Grenzen.
Ein schönes Beispiel für die Dramatik und Schönheit ist Hartland Quay an der Barnstaple oder Bideford Bay im Norden von Devon. Hier sind die Felsen schroff, sehr bizarr und dabei wunderschön – besonders im Licht der Abendsonne. Wind- und wellenumtost spritzt die Gischt weit die Felsen hinauf. Ein atemberaubender Anblick. Auch hier wollten wir eine besonders empfohlene Strecke des Küstenweges laufen – vom Hartland Quay zum Hartland Point. Aber uns hat leider das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kaum auf dem Weg und noch keine 10 m vom Auto entfernt kam ganz plötzlich ein dermaßen heftiger Regenschauer, dass wir sofort bis auf die Haut durchnässt waren. Statt Wandern stand dann erst einmal Teetrinken auf dem Programm. Das ist der Vorteil, wenn man mit dem Wohnmobil bzw. Kastenwagen unterwegs ist. Man kann sich bei schlechtem Wetter ein schönes Plätzchen suchen und es sich richtig gemütlich machen. Und das haben wir dann für den Rest des Tages auch ausgiebig gemacht.
