Unser erster Besuch in Assisi liegt schon sehr viele Jahre zurück. Die Erinnerung daran ist schon stark verblasst. Einzig die tollen Fresken in den beiden Kirchen (Ober-/Unterkirche) sind uns in Erinnerung geblieben. Für uns war daher klar, dass wir Assisi einen erneuten Besuch abstatten werden.
Sehr überrascht waren wir, dass von den durch das schwere Erdbeben verursachten Schäden für uns nichts mehr zu erkennen war. Die Kirchen und auch die in Mitleidenschaft gezogenen Häuser wurden wieder komplett hergerichtet. Es muss ein sehr großer Kraftakt -nicht nur in finanzieller Hinsicht- gewesen sein. Die Geschäftigkeit in den Straßen der Altstadt rund um die Kirche ist enorm. Es gibt keine Art von christlichen Devotionalien, die hier nicht erworben werden können. Und auch für die weniger gläubigen Touristen gibt es genug Läden, um ihr Geld im Ort zu lassen. Auch in Assisi ist der Siegeszug der einst als Müsli-Schuh verschrienen Birkenstock Sandale zu spüren. Nicht nur die Mönche haben den bequemen Schuh für sich entdeckt, sondern auch die Touristen und vor allen die als modebewusst geltenden Italienerinnen selbst. So ist es also nicht verwunderlich, dass es selbst in Assisi eine reichhaltige Auswahl an Birkenstock-Sandalen zu kaufen gibt.
Assisi ist –nicht nur für Gläubige- eine der Muss-Stationen und darf daher bei keiner Rundreise in Umbrien fehlen. In Assisi ist daher immer sehr viel los und selbst an einem späten Vormittag in der Nachsaison wimmelte es nur so von Menschen. Wer hier allerdings interessierter Tourist wie wir war oder sich auf Wallfahrt befand, war für uns nicht zu unterscheiden.
Auch bei diesem Besuch waren wir aufs Erneute schwer beeindruckt von den kunstvollen und eindrucksvollen Fresken. Sehr aufgeregt habe ich mich jedoch über die von mir als sehr geschäftstüchtig empfunden Mönche. Ich hatte den Eindruck, dass es in der Kirche nichts gab, womit nicht versucht wurde, den Gläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Neben Führungen durch die Kirche gab es zahlreiche „Info-Automaten“, die nach entsprechender „Fütterung“ mit Münzen Informationen zur Kirche und zu den Fresken gaben; auch zahlreiche Broschüren waren zu erwerben. Die Kerzen, die man an verschiedenen Altären kaufen und aufstellen konnten, waren nicht aus Wachs, sondern elektronisch. Wem das alles noch nicht genug war, der konnte an einem eigenen „Schalter“ –auch bargeldlos- spenden. Ja, die Franziskaner Mönche sind im Zeitalter der Technik angekommen und auf dem aktuellsten Stand.
Obwohl ich aus anderem Holz geschnitzt bin, war ich bei der Besichtigung des Grabes des heiligen Franziskus in den Katakomben der Unterkirche tief berührt wie viele stark gläubige Menschen es gibt, die im in sich versunkenen Gebet am Grab Trost und Hilfestellung finden. Sehr wohltuend empfand ich auch die Schlichtheit des Grabes die im Kontrast zur sonst oftmals protzigen Zur-Schau-Stellung der katholischen Kirche steht. Allerdings empfand ich es als sehr negativ, dass auch an diesem Ort nicht auf das Geld verdienen verzichtet wird. Am Eingang zum Grab konnten die Gläubigen Kerzen kaufen. Wer glaubt, am Grab ein Kerzenmeer vorzufinden, der wird enttäuscht. Der Gläubige hat nicht die Möglichkeit die Kerzen selbst zu entzünden. Die Kerzen waren in einem Korb vor dem Grab abzulegen; am Grab selbst brannten nur eine Handvoll davon. War der Korb voll, wurde er von einem der Mönche weggetragen. Ob diese dann als Ersatz für die am Grab brennenden Kerzen verwendet wird (der Vorrat eines Tages müsste m.E. dann wochenlang reichen) oder eine anderweitige Verwendung finden, hat sich mir nicht erschlossen. Ein Schelm ist allerdings der, der unterstellt, dass die Kerzen in den erneuten Verkauf gehen …. Das wäre doch dann wirklich mal ein wirtschaftlich effizientes Recycling!
Sobald man die „Hauptstraße“ in Assisi verlässt, findet man überraschenderweise auch noch Plätze bzw. Straßen, in die sich keine oder nur wenig Touristen verirren. Alles strahlt im Vergleich eine angenehme Stille und Ruhe aus. Assisi hat uns -vermutlich wegen dieser Gegensätze- sehr gut gefallen. Und auch, wenn es sehr touristisch ist, sind wir der Meinung, dass der Besuch ein unbedingtes Muss ist. Es wird hier für jeden etwas geboten.







