Nachdem wir den Tag mit Kunst in Form des Besuchs der letzten Wohnstätte von Auguste Renoir in Cagnes-sur-Mer begonnen haben, ging es mit Kultur in dem wahnsinnig touristischen aber dennoch vom Flair her einzigartigen Örtchen St. Paul-de-Vence weiter.
Das Renoir-Museum war mit seinen wenigen verbliebenen Möbelstücken, in der Anzahl sehr überschaubaren Renoir-Büsten und Renoir-Gemälden für uns verwöhnte Kunstbanausen nicht so der Hit. Sehr schön war allerdings der große, sehr grüne Garten und der Panorama-Blick von demselbigen. Ich denke, es ist kein Verlust, auf diesen Kunstgenuss zu verzichten, es sei denn, man ist ein großer Fan von Renoir.
Das kleine und beschauliche auf einer Anhöhe gelegene Örtchen St.Paul-de-Vencemit seinen vielen ineinander verschlungenen Gassen, Galerien und diversen Läden erinnerte uns stark an die Toskana. Insbesondere der Panoramablick von oben auf das bezaubernde Örtchen ließ uns Parallelen zur Toskana ziehen.
Es machte viel Spaß sich durch die Gassen treiben zu lassen und da es wirklich ein kleines Örtchen ist, war es auch sehr kurzweilig. Einziger Nachteil ist, dass es aufgrund seiner pittoresken Ausstrahlung sehr beliebt bei Touristen ist und diese in Heerscharen dort einfallen. Trotzdem lohnt sich ein Besuch dort; am Besten am frühen bis mittleren Vormittag. Eine mögliche, wenn auch bei weitem nicht so eindrucksvolle Alternative ist die nicht weit entfernte Stadt Vence, die mit einer kleinen Altstadt mit ebenfalls verwinkelten Gassen aufwarten kann.
Die Fahrt nach Gourdon über Serpentinen entlang an der Schlucht des Loup und umgeben von einem Gebirgsmassiv ist sehr eindrucksvoll. Stetig geht es nach oben.
Gourdon zählt angeblich zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Es liegt in 740 m Höhe auf einem Felssporn. Obwohl es für uns eher ein kleiner für Touristen restaurierter Weiler ist, macht es Spaß dort einen kleinen Spaziergang zu machen. Die Panoramaaussicht von dort oben ist wirklich atemberaubend schön. Man hat einen Blick bis zum Meer. Auch hier haben sich die Touristen die Klinke in die Hand gegeben – dies könnte allerdings auch daran gelegen haben, dass wir Gourdon an einem Sonntag spät nachmittag besucht haben. Abends, wenn alle Touristen ausgeflogen sind, ist es dort sehr ruhig und einsam und wir haben auf einem von dort fußnah gelegenen Wanderparkplatz wunderbar übernachtet.
Wir stellen immer wieder fest, dass nicht nur die Küste der Cote Azur extrem stark besiedelt ist, sondern dass auch jedes in Frage kommende Stückchen Land im Hinterland bebaut ist. Es sind dabei scheinbar nur geringe bzw. keine Grenzen gesetzt und so ziehen sich die Anwesen zahlreich die Hänge nach oben.
Das Städtchen Grasse ist bekannt für seine Parfümherstellung. Schon im 16. Jahrhundert hat sich dort die Produktion von Duftwässerchen entwickelt. In der geschützten Südlage von Grasse herrscht ein Mikroklima in dem Blüten für die Düfte besonders gut gediehen. Mittlerweile kommen 95 % der Blüten für die Duft bzw. Aromen-Herstellung aus Billiglohnländern, wie z.B. Indien, Türkei und Marokko. Das Grasse die Parfüm-Hauptstadt schlechthin ist, merkt man nur noch so am Rande durch ein Parfüm-Museum, in dem alles rund um die Parfümherstellung erklärt wird und durch einige touristische Läden, die allerhand „Duftsachen“ anbieten. Den kleinen unabhängigen Parfümhersteller Gaglewski übersieht man dabei fast. Er bietet in einem sehr kleinen wohltuend puristischen Laden eine überschaubare Anzahl selbst kreierter Düfte an. Einer wohlriechender wie der andere und ich konnte mich gar nicht recht für einen entscheiden. Mein holder Gatte hat dann das Entscheidungsproblem seiner Frau auf seine eigene Art und Weise gelöst. Er hat einfach beschlossen, alle 3 in Frage kommende Düfte seiner Frau als Geschenk zu verehren. Damit hat er wieder sein Bonuskonto für Tollpatschigkeiten und kleine und größere Malheurs „aufgefüllt“. Ich war auf jeden Fall selig und habe meine „Beute“ leicht und beschwingt zurück zum Wohnmobil getragen. Alleine wegen der Parfümherstellung lohnt es sich nicht nach Grasse zu fahren. Grasse hat jedoch eine sehr schöne Altstadt, durch deren Gassen man sich wunderbar treiben lassen kann. Ist man abseits der Touristen-/Geschäftsstraßen unterwegs, macht die Altstadt einen leicht maroden und renovierungsbedürftigen Eindruck. Einige Kaffees bzw. Straßenecken sind von Algeriern, Marokkaners etc. stark bevölkert, die den Hauptteil der Altstadtbevölkerung stellen.



