Die Fahrt auf der Straße 7 von Bergen nach Eidfjord war landschaftlich sehr abwechslungs-reich und damit sehr kurzweilig. Erst ging es durch „bergiges“ Gebiet mit all seinen mehr oder weniger an der Straße liegenden reißenden Gebirgsbächen. Ganz zu schweigen von all den am Weg liegenden Wasserfällen, z.B. dem bei Touristen beliebten Steindalsfossen in Norheimsund. Dieser ist deshalb so beliebt, weil man auf einem ausgebauten Weg zum Wasserfall hinauf- und hinter dem Wasserfall durchgehen kann. Auch wir haben uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Es ist schon unglaublich mit welcher Kraft und lautem Getöse dass Wasser an der Kante herabfällt. Da wird der Begriff Wasserkraft gleich richtig mit Leben gefüllt. Weiter ging es dann an an der Nordseite des Hardangerfjordes über die Hardangerbrücke weiter nach Eidfjord.
Die Blicke auf den Hardangerfjord und die Sicht auf die dahinterliegenden teils schneebedeckten Berge des Folgefonna-Gletschers und der Hardangervidda haben schon was Besonderes für sich. Leider lässt sich der teilweise schon spektakuläre Anblick nicht adäquat in einem Foto festhalten. Ein Foto ist halt immer nur ein kleiner Ausschnitt, der das Besondere bzw. Begeisternde einfach nicht rüberbringen kann. Na ja, und mit dem Stehenbleiben-Können ist das auch so eine Sache. Die Straßen sind meist so eng und oft fährt auch hinter einem ein weiteres Auto, dass an ein kurzes Halten nicht zu denken ist. So werden wir uns verstärkt auf das Erlebte bzw. Gesehene in unserer Erinnerung rückbesinnen müssen. Es gibt wahrlich Schlimmeres …
In Eidfjord angekommen lockte uns das SIMA-Wasserkraftwerk des Betreibers Statkraft mit einer Besichtigungstour. Nachdem wir schon das Museums-Kraftwerk in Tyssedal so interessant fanden, wollten wir uns die Möglichkeit ein „aktives“ Wasserkraftwerk kennenzulernen nicht entgehen lassen.
Dort angekommen, waren wir zuerst sehr irritiert. Wir sahen ein relativ kleines Gebäude mit einem Rolltor vor einem riesigen Berg. Wo war bzw. ist nur das Kraftwerk? Sind wir vielleicht an der falschen Stelle? Nein, wir waren goldrichtig, wie wir kurz darauf am Besucherzentrum feststellen konnten. Des Rätsels Lösung gab es dann gleich kurz darauf. Das Kraftwerk liegt direkt im Berg und ist von außen nicht sichtbar. Für die 200 m lange und 20 m breite Maschinenhalle (was für Dimensionen!) wurde der Fels 700 m in den Berg hinein weggesprengt. Die Zufahrtsstraße liegt hinter dem Rolltor. Die Führung und auch der Informationsfilm vorab (gab es sogar mit deutschen Untertiteln) war wirklich gut gemacht und sehr informativ. Die Dimensionen des Wasserkraftwerks sind wirklich schwer beeindruckend. Mit dem Gletscher Hardangerjøkulen als Wasserquelle für die Stromerzeugung, ca. 30 km Wasserwege (Tunnels & Stollen) und vier Generatoren wird pro Jahr so viel Strom erzeugt, wie es in etwa dem Energiebedarf einer Stadt in der Größe von Bergen entspricht (2840 Mio. kWh). Wenn man sich die Menge der „Maschinen“ des Anfang des 20ten Jahrhunderts erbauten (Museums)Wasserkraftwerkes in Tyssedal ansieht und diese mit dem SIMA-Wasserwerk vergleicht, dann wirkt die SIMA-Maschinenhalle mit nur 4 von ganz oben sichtbaren Generatoren regelrecht leer. Tiefer als bis in die Maschinenhalle sind wir allerdings nicht vorgedrungen; das Allerheiligste blieb uns leider verwehrt. Ich hätte gerne noch mehr gesehen. Dennoch war die Führung sehr spannend und die zu sehenden „Maschinen“ sehr beeindruckend. Wir haben viel über die Stromgewinnung aus Wasserkraft gelernt, die ja in Norwegen die zentrale Rolle bei der Stromgewinnung spielt.
Unweit von Eidfjord, in Fossli, liegt der Wasserfall Vøringfossen. Dieses Touristen-Highlight gehört mit dem Holmenkollen in Oslo und dem Trollstigen zu den drei meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Norwegens. Klar, dass wir uns diesen auch nicht entgehen lassen wollten. Schon die Anfahrt dorthin auf der Serpentinenstraße war für uns ein Erlebnis. Es ging durch insg. 4 Tunnels immer stetig bergauf. Im Tunnel fährt man immer nur Kurven. Das Lenkrad bleibt ständig eingeschlagen, wie bei einer Spirale. So etwas haben wir noch nicht erlebt. Bisher ging es im Tunnel für uns immer nur gerade aus!
Der Wasserfall mit seiner Höhe von 183 m (145 m größte Freifallstrecke) ist schon sehr beeindruckend. Und erst der Blick auf die Schlucht. Einfach traumhaft, um nicht zu sagen einmalig! Ich konnte von diesem Anblick gar nicht genug bekommen. Leider wird ein Teil des besten Aussichtspunktes beim Hotel Fossli gerade renoviert und so bleibt uns der gleichzeitige Blick auf Wasserfall und Schlucht verwehrt. Aber es ist auch so im wahrsten Sinne des Wortes schon berauschend genug. Das Rauschen des Wasserfalls gibt es allerdings nur in den Sommermonaten bzw. der Touristensaison. Der Vøringfossen gehört mit zu den für das SIMA-Kraftwerk regulierten Gewässern. Ein Großteil des Wassers wird durch eine 1160 m lange und 80 m hohe Staumauer, dem Sysendammen, aufgestaut und durch gigantische Tunnel dem 21km entfernt gelegenen SIMA-Kraftwerk zugeleitet. Während der Touristensaison ist jedoch eine bestimmte Wassermenge garantiert, außerhalb der Saison gibt es NICHTS und somit auch keinen Wasserfall
Neugierig gemacht durch die Aussage, dass der Sysendammen, das Stauwerk des SIMA-Kraftwerkes, angeblich so viel Wasser enthält, dass jeder Mensch auf der Erde daraus 60 Liter bekommen könnte, wollten wir uns diesen in unserer Vorstellung gigantischen Stausee einmal aus der Nähe ansehen. Zumal er auch noch direkt auf unserem Weg lag. Es war gut, dass uns unsere Neugierde dorthin getrieben hat. Denn der Anblick/Ausblick/Panorama war einfach atemberaubend und einzigartig schön. Der überraschend überschaubar große Stausee, der akkurat aufgeschichtete Steindamm und die Sicht auf die schneebedeckten Berge des Hardangerjøkulen-Gletschers. Dazu noch blauer Himmel und Schäfchenwolken. Ein Anblick, der nur schwer zu toppen ist. Wir waren so hin und weg davon, dass wir dort nicht nur einen Erkundungs-Spaziergang gemacht haben, sondern auch noch einen „Erholungs-Nachmittag“ und die Nacht verbracht haben. Der perfekte Wohnmobil-Übernachtungsplatz, um nicht zu sagen, der Knüller!!!! Dabei scheint dieser (freie) Übernachtungsplatz immer noch ein Geheimtipp zu sein . Mit uns übernachtete dort zu unserer weiteren Freude nur noch ein weiteres Wohnmobil.

















