Ein ereignisreicher Tag: Fahrt mit der Flåmbahn, Besuch der weißen Grotten von Gudvangen und Fahrt mit der Autofähre von Gudvanger über den Næroyfjord, Auranger- und Sogndalfjord nach Kaupanger

Fahrt mit der Flåmsbahn von Flåm nach Myrdal und zurück (Dauer insg. 2 Std.)

Die Flåmsbahn gehört mit zu den Anziehungspunkten für Touristen. Kaum einer möchte sich die 20,2 km lange Fahrt mit der Flåmsbahn entgehen lassen. Schließlich wird die Bahnstrecke in den Beschreibungen in den höchsten Tönen gelobt und als das Highlightt schlechthin bezeichnet. Z.B. „Die Flåmsbahn ist einer der schönsten und eindrucksvollsten Bahnstrecken der Welt“ oder „… beschert Ihnen das Panorama einer der atemberaubendsten und wildesten Gebirgspartien in ganz Norwegen“.

Uns war damit dann schon klar, dass es sicherlich von Touristen nur so wimmeln wird. An was wir allerdings überhaupt nicht gedacht hatten war, dass Flåm am wunderschönen Aurlandsfjjord liegt und somit auch begehrtes Anlandeziel von Kreuzfahrtschiffen ist. Und damit meine ich riesengroße Kreuzfahrtschiffe mit mehreren Tausend Passagieren an Bord. Und die müssen bei ihrem Landgang natürlich beschäftigt werden, z.B. durch eine Fahrt mit der Flåmsbahn. Wir fahren also nichtsahnend mittags nach Flåm und meinen noch großspurig, dass wir nicht gleich die nächste Bahn um 12:20 Uhr nehmen, sondern erst die um 13:20, um dann feststellen zu müssen, dass alle Nachmittags-Bahnfahrten schon bis auf den letzten Platz ausgebucht sind. Lediglich nach 17:00 und 18:00 wären noch Fahrten möglich gewesen. Dies ging bei uns leider nicht, da mein holder Gatte und Fußballfan unbedingt das Deutschland-Spiel anschauen musste, das um 18:00 Uhr losging. Ist das noch zu glauben – eine rechtzeitige Vorbuchung für die „blöde“ Bahnfahrt wäre notwendig gewesen, um annähernd eine Chance zur Mitfahrt zum gewünschten Termin zu haben. Also haben wir uns am einzigen Campingplatz des Ortes ein Fleckchen Wiese „gemietet“ und eine Fahrt für den nächsten Morgen um 9:45 Uhr gebucht.

Die Kreuzfahrtschiffe –an diesem Tag waren es deren 2- müssen ja auch wieder auslaufen, dachten wir. Naiv wie wir sind, haben wir nicht damit gerechnet, dass am nächsten Tag schon die nächste schwimmende Stadt anlandet und das gleiche Spiel wieder von vorne beginnt. Wir hatten da aber Gott sei Dank schon unsere Tickets zur gewünschten Zeit.

Auf die Frage, ob sich der ganze Aufwand bzw. die Umstände für uns im Nachhinein gelohnt haben muss ich sagen: Nein! Die Fahrt mit der Flåmsbahn ist eine perfekt vermarktete Gelddruckmaschine. Preis und Leistung stehen für uns in keinem ausgewogenen Verhältnis. Der Andrang und Auflauf der Massen ist enorm -es ist die reinste Massenveranstaltung um die ein riesen Hype gemacht wird. Ich muss vorausschicken, dass weder Robert noch ich ausgemachte Eisenbahnfans sind. Das Besondere an der Flåmbahn sind ja hauptsächlich die technischen Details bzw. die damalige enorme Herausforderung für die Eisenbahningenieure. Die Gleise mussten in starkem Gefälle und in scharfen Kurven verlegt werden, damit sich die Züge die steilen Abhänge hoch- und niederschlängeln können. Fast 80 % der Bahngleise haben einen Neigungsgrad von 55 Promille; das entspricht einem Gefälle von 1 m je 18 m Länge. Die Bahn „zieht“ sich von 2m ü.M auf 866 m ü.M. Scheinbar war ich nicht aufmerksam genug oder habe mich zu sehr auf die vorbeiziehende Landschaft konzentriert, mir ist auf jeden Fall diese Steigung bzw. Gefälle nicht bewusst aufgefallen. Der Zug fährt durch 20 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 6 Kilometern. Von diesen wurden 18 Tunnel von Wanderarbeitern von Hand durch die Bergmasse getrieben. Jeder Meter bedeutete einen Monat harte Arbeit. Heute unvorstellbar.

Um fair zu bleiben, die am Fenster vorbeiziehende Landschaft ist sehr schön und hat schon auch ihre Reize. Sie wird aber für uns den ganzen Superlativen nicht gerecht. Bei unseren Fahrten durch das Gebirge bzw. über die Fjelle haben wir schon so großartige Landschaften kennengelernt, dass wir die Landschaft, durch die die Bahn fährt nur noch als ganz nett bezeichnen können. Das ist das Luxusproblem der bisher bereits von der Landschaft Verwöhnten!! Für jemanden, der in erster Linie die Hauptstraßen und durch die Tunnels fährt oder auch für die Passagiere der Kreuzschiffe, die noch nicht mit spektakulärer Landschaft „gesegnet“ waren, ist die Landschaft sicherlich etwas Besonderes. Zwischendurch gibt es noch einen 5-Min-PhotoStopp beim wirklich beeindruckenden Wasserfall Kjosfossen,

Die beste Sicht auf die am Fenster vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten (z.B. Flåmstal, Wasserfall Kårdalsfossen, Rallervegen) hat man auf der in Fahrtrichtung rechten Seite. Man kann nur hoffen, dass in Myrdal die ganzen oder der Großteil der Kreuzfahrttouristen in die Bergenbahn umsteigen oder möglichste viele den Rückweg zu Fuß oder per Pedes antreten. Denn so hat man die Möglichkeit für die Rückfahrt auf der anderen Seite des Zuges Plätze zu ergattern und auch den anderen Teil der Landschaft zu sehen.

Wir brauchen auf jeden Fall keine zweite Fahrt mit der Flåmsbahn. Empfehlen würden wir die Fahrt nur eingefleischten Eisenbahn-Fans, Kreuzfahrt-Touristen und bei der Rundreise durch Norwegen weniger Abenteuerfreudigen. Ansonsten sieht man bei der Fahrt über die kleinen und schmalen Passstraßen des Landes die eindeutig spektakulärere Landschaft.

Besuch der magischen weißen Grotte von Gudvangen

Um es gleich vorneweg zu nehmen – Finger weg von diesem Ziel!!!! Aus unserer Sicht der größte Touristen-Nepp aller Zeiten. Schade um das Eintrittsgeld!

Unsere Fähre nach Kaupanger ging erst abends um 18:00 Uhr. Wir waren daher auf der Suche nach einer nachmittäglichen Beschäftigung bis zur Abfahrt. Die Beschreibung der weißen Grotten in den diversen Broschüren hat uns angezogen (… eine Lichtshow taucht die weißen Höhlen in „magische“ Farbspiele, klassische Musik begleitet die geführte Tour…) und so haben wir uns –im Nachhinein leider- für diese Besichtigung entschieden.

Die Höhlen sind nur für Gruppen geöffnet, wurde uns gesagt. Wir hätten allerdings Glück, denn es hätte sich eine Gruppe angemeldet, der wir uns anschließen können. Das klang für uns doch ein wenig nach einem „exklusiven“ Teilnehmerkreis und wir haben uns sogar noch gefreut. Wir Ahnungslosen!!!

Am Anfang ging es noch sehr vielversprechend los. Die angekündigte Gruppe war in der Anzahl sehr übersichtlich. Keine 5 Minuten später kam die erste Busladung Kreuzfahrttouristen und die es war dann mehr Masse als Klasse. Die Anorthosit(Felsspat)-Höhlen selbst sind sehr beindruckend. Die Lichtshow hat sich als –oftmals schlecht ausgeleuchtete- Beleuchtung erwiesen. Vielleicht hätte man unter der Lichtshow die stellenweise farbige Beleuchtung verstehen müssen. In den einzelnen Nischen der Höhlen waren einzelne Trolle aufgestellt. Allerdings konnten diese aufgrund der schlechten Ausleuchtung mehr erahnt als wirklich gesehen werden. Von Führung war keine Rede. Auch die musikalische Untermalung –abgesehen von einer einzigen Stelle- fehlt komplett. Es gab keine Erläuterungen zur Höhle; jeder ging für sich im „Gänsemarsch“ den vorgezeichneten Weg entlang. Ganz nett war die Idee, dass jeder Besucher ein Teelicht bekommen hat, dass er in Erinnerung/Andenken an jemanden irgendwo in der Höhle abstellen konnte. Am Ende gab es in einer sehr großen Felsenhalle Kaffee und Kuchen für alle. In nicht mal 10 Minuten waren wir durch die Höhle durch und in der Felsenhalle angelangt. Die meiste Zeit war dann für Kaffee und Kuchen vorgesehen (winzig kleinen Stückchen – ungefähr die Größe von 3 Dominosteinen nebeneinander). Das war wirklich der teuerste Nachmittagskaffee seit Zeiten. Wirklich schade, aus den Höhlen könnte man wirklich eine tolle Attraktion machen. Ähnlich den Kalksteinhöhlen bei Le Beaux in Südfrankreich. Aber auf der anderen Seite, warum Geld investieren, wenn es auch auf lieblose Art und Weise auch geht. Als wir die Höhle verlassen hatten, standen auf dem zu Beginn leeren Parkplatz mind. 4 große Reisebusse mit Kreuzfahrttouristen, die alle der Reihe nach durch die Höhle durchgeschleust wurden. In der großen Felsenhalle haben sich dann alle getroffen. So viel zu unserem „Glück“ uns einer Gruppe anschließen zu können. „Verarsche“ hoch 3. Na ja, wenigsten können wir jetzt im Nachhinein darüber schmunzeln.

Fahrt mit der Autofähre von Gudvangen nach Kaupanger – durch den Næroyfjord, Teile des Aurland- und Sognefjords

Der Næroyfjord war das eigentliche Ziel unseres Begehrs. Er ist der kleinste Seitenarm des Sognefjords und der schmalste Fjord Europas. Seit 2005 steht er auf der UNESCO Weltnaturerbe-Liste. Es gibt mehrere Möglichkeiten den wirklich phantastischen Næroyfjord mit dem Boot zu erleben. Entweder man bucht sich in Gudvangen in eine der unzähligen Schiffstouren zusammen mit den Kreuzfahrttouristen oder chinesischen Bustouristen ein. Einfach nur furchtbar – besonders die asiatischen Gruppen sind ein wenig gewöhnungsbedürftig…!!! Man fährt ab Flåm im „Ganzkörperschutzanzug“ mit einem „Schnell-Gummiboot“ über den Aurlandsfjord zum Næroyfjord. Allerdings hat man hier das gleiche Problem mit den vorgenannten Touristen. Oder man macht es wie wir, nämlich das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und benutzt die Autofähre, die zusätzlich auch noch in Teilen durch den Aurlandfjord und den Sognefjord fährt. Unsere Fähre startete um 18:00 Uhr und die Fahrt war einfach wunderschön und ein einzigartiges Erlebnis. Der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und die graue Wolkendecke, die wir den ganzen Tag über hatten, riss ein wenig auf. Zum Ende der Fahrt blinzelten auch ein paar Sonnenstrahlen durch. Der Næroyfjord ist schon etwas Besonderes. An seinen Seiten sind bis zu 1400 m hohe Berge, die schroff nach oben ragen. Unten zum Fjord hin steigen sie teilweise etwas „sanfter“ an. In diesen Bereichen sind Wälder und ganz unten zum Fjord hin auch Wiesen mit einsam gelegenen Einödhöfen zu finden, die –mangels Straßen- nur von der Meerseite aus erreichbar sind. Von allen Seiten stürzen beeindruckende Wasserfälle von den Berghängen. Vor allem ist der Næroyfjord an einigen Stellen nur 250 m breit. Der Panoramablick an diesen „Schmalstellen“ tragen sicherlich mit zum großen Reiz dieses Fjordes bei. Die Fahrt mit der Fähre war die richtige Entscheidung!!!

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