Unsere heutige Tagesetappe führte uns zuerst weiter auf der Märchenstraße1 (Straße 7) durch die Hardangervidda nach Geilo und dann nach Gol. Von letzterem ging es dann über die Straße 52 (Nordroute der Abenteuerstraße) bis nach Lærdal.
Die Hardangervidda ist das größte Bergplateau Europas und gleichzeitig eine der ursprünglichsten Landschaften Norwegens. Die durchschnittliche Höhe liegt bei etwa 1100 m, also bereits über der Baumgrenze. Sie ist bekannt für ihr raues Klima. Selbst im Sommer erreichen die Temperaturen dort nur selten 10 °C. Trotz dieser widrigen Bedingungen gibt es botanisches Leben. Die Hochebene ist durchzogen von Tausenden Kilometern Wanderwege und Dutzenden Berghütten. Das perfekte Gebiet für Wanderer. Um das empfindliche Ökosystem zu schützen, wurden 1981 der Nationalpark Hardangavidda gegründet. Mit einer Fläche on 3422 km2 ist er der größte Nationalpark Norwegens.
Über Nacht hat das Wetter leider umgeschlagen. Das geht hier sehr schnell und kann auch innerhalb eines Tages mehrmals der Fall sein. Es war bereits am Morgen beim Sysendammen merklich kühler und es pfiff bereits ein kalter rauer Wind. Es war anzunehmen, dass es weiter oben noch kälter und rauer werden wird. Dies hielt meinen Göttergatten jedoch nicht davon ab, sich seine kurzen Shorts anzuziehen. Denn was ein richtiger Mann ist, dem kann so ein wenig Kälte und Wind schließlich nichts anhaben. Und außerdem sitzen wir ja im Auto.und Mann muss ja nicht unbedingt aussteigen …! Die kluge Frau weiß, wann sie mit dem Insistieren aufzuhören hat. Manche Erfahrungen muss Mann einfach selber machen. Kurz nach Fahrtantritt fing es zu unserem größten „Glück“ auch noch zum Regnen an und hörte den ganzen Tag –mehr oder weniger- nicht mehr auf. Na ja, wir müssen das Wetter halt so nehmen, wie es kommt…. Die Hardangervidda wirkte dadurch noch rauer und unwirtlicher. Was einerseits auch wieder sehr faszinierend war. Trotzdem wären ein paar Sonnenstrahlen nicht schlecht gewesen.
Die gut ausgebaute Straße führte durch mehrere Ski- und Feriengebiete, an unzähligen Gebirgsbächen, Weihern und Seen beständig nach oben. Je weiter wir nach oben kamen, um so kahler und unwirtlicher wurde es. Es gab nur noch Moose, Gräser und Flechten, die auch die Felsen bewuchert haben. Der Schnee war von der Hochebene selbst noch nicht komplett verschwunden und so gab es auch noch einige Schneefelder zu sehen. Am Uferrand von einigen Seen war auch noch das Eis zu sehen bzw. die restlichen Eisschollen. Es war auch für den Laien gut zu erkennen, dass es sich um ein Plateau handelt. Alles in allem eine unwirkliche und sehr faszinierende Landschaft, die uns sehr begeistert hat.
Bei den ersten beiden Stopps hat sich mein Mann noch standhaft geweigert, dass Auto zu verlassen, denn es waren nur noch 7 °C. Zudem blies ein eisiger Wind, der es einem noch kälter vorkommen ließ. Beim dritten Stopp war es ihm dann zu blöd immer nur die Perspektive aus dem Auto heraus zu haben. Er hat dann „freiwillig“ etwas Wärmeres angezogen, um mit mir gemeinsam die Hardangervidda erleben zu können. Na also, geht doch …!!!
Die Stabkirche von Borgund…. ein absolutes Highlight
Letztes Highlight auf dieser Etappe war die Besichtigung der Stabkirche2) von Borgund,. Der bekanntesten und schönsten Stabkirche Norwegens. Bisher haben wir um alle Stabkirchen längs des Weges einen Bogen gemacht. Ich muss gestehen, unser Interesse daran hielt sich bisher in Grenzen. Bei der Stabkirche von Borgund haben wir jedoch eine „Ausnahme“ gemacht und das war wirklich eine weise Entscheidung. Erbaut wurde sie um ca. 1180 und hat bis heute -als eine der wenigen Stabkirchen in Norwegen- ohne größere Änderungen überlebt. Dies liegt daran, weil sie auf einem steinernen Sockel steht und das Holz damit nicht in Berührung mit dem feuchten Boden kommt. Es kann somit nicht von unten Feuchtigkeit ziehen und zu faulen beginnen. Sie wurde auch nie umgebaut oder erweitert. Sie gilt damit geradezu als der Prototyp norwegischer Stabkirchen. Bei der Erbauung wurde nicht ein einziger eiserner Bolzen oder Nagel verwendet – schon erstaunlich! Der Anblick ist wirklich pittoresk. Insbesondere die unzähligen kleinen spitz zulaufenden Dachschindeln und die mehrfach übereinander liegenden Dächer üben einen ganz eigenen Reiz aus. Diese Form und insbesondere die geschnitzten Drachenköpfe im Giebel haben mich sehr stark an die kunstvollen Helme der Samurai-Krieger erinnert. Uns hat diese Stabkirche, wirklich ausnehmend gut gefallen. Das dazugehörige kleine Museum ist ebenfalls sehr interessant. Verdeutlicht es doch zum einen sehr gut Generelles zum Bau einer Stabkirche und zum Bau & der Geschichte der Stabkircher von Borgund im Speziellen. Der Besuch von Beidem ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen.
1) Der Straßenabschnitt der Europastraße zwischen Eidfjord und Gol bietet alles, was Norwegen liebenswert macht: Fjorde, Gletscher, Fjelle und Wasserfälle. Sie wurde -vermutlich daher-von findigen Touristikmanagern in Norwegen „Märchenstraße“ getauft.
2) Warum heißt die Stabkirche Stabkirche? Der Grund hierfür liegt in der Art der Konstruktion. Diese ist ein Werk aus Stäben, die auf der Erde zu starren Rahmen zusammengefügt und dann vermutlich mit Hilfe langer Stangen aufgerichtet wurden.













