Je weiter wir Richtung Nordseeküste kommen um so platter wird das Land und in Nordfriesland ist es nur noch brettleben. Die Landschaft ist geprägt von sehr großen landwirtschaftlichen Anwesen, grünen saftigen Wiesen mit schwarz-weißen Kühen drauf und unzähligen Getreidefeldern. Es ist jedem Laien sofort klar, dass die Landwirtschaft hier eine große Rolle spielen muss. Der beruhigende Anblick der grünen Weiten wird nur gestört von den unzähligen Windrädern. Denn Wind haben sie hier an der Nordsee mehr als genug. Der Wind bläst immer aus allen Richtungen und man gewöhnt sich am Besten ganz schnell daran. Das Tückische am Wind ist, dass er ständig das Wetter verändert und man immer für alles gerüstet sein muss. Eben schien noch die Sonne bei strahlend blauem Himmel und im nächsten Moment ist alles voller grauer Wolken und man befürchtet einen Regenschauer.
Wir haben uns für einen Besuch der Nordseeinsel Spiekeroog entschieden, da hier die Fährzeiten einen Tagesausflug ermöglichen. Los ging es um 9:40 Uhr in Neuharlingersiel – Fahrzeit 45 Minuten. Hier konnten wir auch mit unserem Kastenwagen auf einem Stellplatz direkt am Meer und nur 50 m vom Abfahrtsterminal entfernt übernachten.
Der Blick von dort auf das Meer bzw. bei Ebbe auf das Watt -insbesondere wenn die Sonne unter- oder aufgeht- hat schon etwas für sich.
9:20 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht und waren erst einmal geschockt, wie viele Leute nach Spiekeroog wollten. Die Schlange vor dem Boot war endlos lang. Na prima, haben wir uns gedacht, die Insel ist nicht wirklich groß und dann ein paar Hundert Leute pro Schiff, da wird man sich dort wunderbar auf die Füße treten. Aber so schlimm ist es dann Gott sei Dank nicht geworden; die Masse Mensch hat sich ganz gut auf der Insel verteilt. Spiekeroog hat ein süßes kleines Ortszentrum mit ein paar alten Friesenhäusern, Unmengen an einladend wirkenden Restaurants & Cafes und ein paar recht nette Geschäfte. Der Sandstrand hinter den wirklich eindrucksvollen Dünen ist endlos lang und das Strandende am Horizont ist für das Auge nicht wirklich erkennbar. Wenn man bereit ist ein Stückchen zu laufen, dann gibt es sogar Strandabschnitte, wo so gut wie kein Mensch mehr unterwegs ist.
Wie gesagt, im Norden ist es wichtig, kleidungsmäßig für alle Wettereventualitäten ausgerüstet zu sein.
Bei mir kommt noch hinzu, dass mein Wetterempfinden sich ständig ändert – erst noch zu kalt, kann es mir kurz drauf ganz schnell zu warm sein und umgekehrt. Da ist es schon gut, wenn man einen Sherpa mit einem Rucksack hat, der tapfer alle Kleidungsstücke trägt.
Mein Mann trägt diesen Job mit Fassung und sagt nur tapfer: „Ein Sherpa trägt und schweigt ….!!!“
Um 15:00 Uhr ging es mit dem Boot dann leider schon wieder zurück (das letzte Boot um 15:40 Uhr war bereits schon ausgebucht). Wir wären gerne noch ein paar Stunden länger auf Spiekeroog gewesen, um noch ausgedehnter am Strand spazieren zu gehen und um auch die andere Inselseite etwas besser entdecken zu können. Wir spielen mit dem Gedanken, beim nächsten Mal ein bis zwei Nächte auf Spiekeroog zu bleiben, um ausreichend Zeit für alle Erkundungen zu haben. Alles in allem war es ein gelungener Ausflug, bei dem das Wetter auch gut mitgemacht hat.
Für den Interessierten noch ein paar Informationen zur Insel Spiekeroog, die Bestandteil des Nationalparks Sächsisches Wattenmeer ist:
Spiekeroog ist nach der letzten Eiszeit entstanden und war damals nicht mehr als eine vom Meer angespülte Sandbank. Vor 3000 Jahre wurde diese dann nur noch unregelmäßig von Wasser überflutet. Der Wind wehte den Sand zu ersten Vordünen auf. Pionierpflanzen, wie die Strandquecke, konnten Fuß fassen. Im Windschatten der Pflanzen türmte sich weiterer Sand auf. Strandhafer stabilisierte die Dünen, so dass Stranddisteln und weitere Pflanzenarten sich ansiedeln konnten. Wasser, Wind und Sand legten damit den Grundstein der heutigen Insel. Wind und Wellen tragen im Inselwesten Sand ab, der im Osten wieder abgelagert wird. Die Ostfriesischen Inseln würden daher von Natur aus wandern. Um dies zu verhindern, sind die Westköpfe der Inseln durch Küstenschutzwerke gesichert.
Das Wattenmeer wurde 2009 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt und ist in vieler Hinsicht einzigartig. Durch seine Landschaftsdynamik und Produktivität bietet es über 10.000 Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Für 10-12 Millionen Zugvögel ist das Wattenmeer als Nahrungs- und Rastplatz unerlässlich.





