Die Tage sind immer so ausgefüllt und man glaubt es kaum – wir kommen zu nichts, so dass ich erst jetzt die Zeit finde, unsere Eindrücke/Erlebnisse von Öland zu schildern.
Gleich mal vorneweg, die Insel ist für Leute wie uns (mit einer Allergie gegen Massenaufläufe und damit Campingplätze) nicht gut geeignet. Wildes Campen ist hier leider so gut wie nicht möglich. Die Insel ist sehr klein und verfügt über ein engmaschiges Netz an Campingplätzen. Kaum haben wir einen idyllischen Parkplatz am Strand entdeckt, konnten wir sicher sein, dass fast nebenan ein Campingplatz ist und auf dem Parkplatz das Übernachten verboten war. Wir mussten daher auf einen der wenigen Stellplatz-Möglichkeiten an den Häfen ausweichen. War aber auch nicht besser, denn hier traf sich die geballte Menge der schwedischen Wohnmobilisten mit ihren riesigen „Wohn-LKW’s“. Mit unserem kleinen Wägelchen haben wir nicht wirklich dazu gepasst. Hier haben wir auch die bisher einzige negative Erfahrung gemacht. Manche Schweden sind so kleinlich und pingelig – schlimmer als jeder Kleingartenbesitzer.
Wir rauschen auf den Stellplatz und freuen uns, dass noch eine Stelle direkt am Wasser frei ist. Kurz geschaut, ob wir hier reinpassen und noch genügend Abstand zum nächsten Wohnmobil ist. Hat aus unserer Sicht gepasst und schon war geparkt. Kaum ausgestiegen sehe ich 4 mich anglotzende und sich aufregende Schweden. Höflich wie ich bin, grüße ich erst einmal freundlich mit einem schwedischen „Hey“. Mit meinem nicht vorhandenen Schwedischkenntnissen habe ich dann doch etwas Zeit gebraucht, bis ich begriffen habe, dass wir aus deren Sicht zu eng zum nächsten geparkt haben bzw. dass es nicht die einzuhaltenden 4 Meter waren. Ob 3 oder 4 Meter Abstand, mit etwas guten Willen wäre es schon gegangen. Da wir die Deutschen nicht in Verruf bringen wollten, haben wir halt dann umgeparkt. Interessanterweise, war der, der sich am meisten aufgeregt hat, gar nicht der Besitzer des Wohnmobils neben uns.
Nun aber zu Öland. Die Insel ist 135 km lang und nur 10-15 km breit. Seit 1972 gibt es eine Brücke über den Ölandsund und Öland ist von Kalmar direkt zu erreichen.
Auf Öland fällt schnell die Andersartigkeit der Landschaft auf. Heller Kalkstein hat den rötlichen Granit abgelöst und im Südteil der Insel erinnert die Steppenlandschaft (Stora Alvaret) eher an Südeuropa. Die Stora Alvaret ist eine durch Jahrhunderte als Weideland intensiv genutzte und dadurch verkarstete Landschaft. Die langen Sandstrände, wegen denen Öland als Urlaubsinsel bei den Schweden so beliebt ist, befinden sich ganz im Norden der Insel. Solliden, der Sommersitz der königlichen Familie befindet sich an der Westküste oberhalb von Kalmar in der Nähe von bzw. bei Borgholm.
Wir haben Öland gegen den Uhrzeigersinn erkundet. Gestartet sind wir auf der Westküste bei Färjestaden. Zu besichtigen und zu bestaunen gibt es auf Öland, Runensteine, Kirchen, Grabfelder, Burgen und Windmühlen ohne Ende. Ich muß gestehen, ich finde es ganz nett, mir einmal ein Grabfeld oder einen Runenstein anzusehen, aber dann ist auch genug. Für mich Banausen, sehen die immer alle gleich aus. Obwohl wir uns dann vieles „geschenkt“ haben, haben wir für die gesamte Umrundung der Insel doch 3 Tage benötigt.
Ich denke, die langen Strandspaziergänge und die Fahrt bis ganz in den Norden zum langen Erik (Leuchtturm) sind daran nicht ganz unschuldig.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei den schwedischen Sehenswürdigkeiten mit Superlativen nicht gespart wird – der schönste, der größte, der älteste, der interessanteste, der best erhaltenste etc. Unsere Erwartungen sind dann dementsprechend hoch. Und nicht selten waren wir dann überrascht, dass das, war wir dann vorfinden mit einem Superlativ bedacht wurde. Nicht alles war dann so spektakulär, wie angekündigt.
Zum Beispiel der Runenstein Karlevistenen. Normalerweise sind Runensteine auf Öland nichts Besonderes, dieser wurde jedoch als eine interessante Ausnahme dargestellt, da der Text kunstvolle Verse aus der Wikingerzeit enthält. Für mich war das ein Runenstein, der sich von den anderen nicht unterschieden hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich in dieser Beziehung ein Banause bin.
Sehr idyllisch gelegen mit schönem Blick auf den Kalmarsund liegt das Gettlinge Gräberfeld. Das Feld hat eine Länge von ca. 1500 m mit vielen verschiedenen Grabformen, hochkant gestellte Steinen und einer rund 30 m großen Schiffssetzung.
Besonders häufig findet man auf Öland Stoppelmühlen. Es gibt derzeit noch rund 400 mehr oder weniger gut erhaltene Mühlen.
Südlich des Ortes Lerkaka ist mit eine der schönsten Mühlenreihe auf einer Anhöhe mit Blick auf die Strandwiesen zu sehen.
Erste Windmühlen gab es schon im Mittelalter, doch erst im 18 Jahrhundert wurde Öland zur Insel der Windmühlen, als jeder Bauer glaubte, eine eigene Mühle für den Hausgebrauch zu haben.
Sehr gut gefallen hat uns der Schloßpark von Solliden. Ein schöner, kleiner und gut gepflegter Park mit Park- und Gartenanlagen im italienischen, holländischen und englischen Stil. Eine Ausstellung rund um die Königsfamilie gab es noch obendrauf. Das war wie Gala oder Bunte live.
Besonders beeindruckt war ich vom Vida Museum und Kunsthalle 9 km westlich von Borgholm. Beindruckt hat mich weniger die Ausstellung als vielmehr die Architektur des Hauses.
Das Museum wurde erst 2001 eröffnet und ist ein 2000 qm großes hypermodernes Gebäude aus Glas, Beton, Stahl und Holz mit einer wunderschönen Aussicht auf den Kalmarsund.
Das Museum zeigt u.a. Werke der bekannten schwedischen Glaskünstler Ulrica Hydman-Vallien und Bertil Vallien und hat auch einen eigenen Bereich für einen der bekanntesten schwedischen Künstler – Ulf Trotzig. Seine Werke sind sehr farbenfroh, aber alles andere als gegenständlich. Mir fehlt hier der Sinn für Kunst und wieder frage ich mich einmal, wie schaffen es diese Künstler so bekannt und berühmt zu werden.
Öland fanden wir in Summe ganz nett, aber aus unserer Sicht versäumt man nicht viel, wenn aus zeitlichen Gründen auf Öland verzichtet werden muss.
