Nachdem ich den ersten kleinen Schock nach der Fahrt über die Serpentinenstraße Snøvegen überwunden hatte, habe ich doch glatt Gefallen daran gefunden. Wo findet man denn schließlich die eindrucksvollste Natur? Meist auf den alten Passstraßen und Landschaftsrouten. Und die sind halt sehr oft etwas schmaler und kurviger. Aber sie sind es wirklich wert befahren zu werden. So war dann auch schnell klar, dass wir auch die Route zum Gaularfjell fahren. Nach der Fährüberfahrt von Hella nach Dragsvik ging es auch schon los mit dieser Landschaftsroute (Straße 13), die uns bis nach Moskog führte.
Die Fahrt ging erst Ewigkeiten entlang des wunderschönen Fjærlandfjordes bevor es durch die typische Gebirgswelt (Wälder, schnell dahinfließende wild rauschende Gebirgsbäche, unzählige traumhafte Wasserfälle, einzelne Hütten und Schafherden) hoch in Richtung des Fjells ging. Die Straßen waren auch nicht ganz so schmal wie beim Aurlandsfjell und in Summe um einiges entspannter zu fahren. Mit ein Highlight der Strecke war das letzte Stück hoch zum höchsten Punkt. Es mussten hier mehrere Haarnadelkurven überwunden werden und wir wähnten uns schon am „kleinen Trollstigen“. Kurz vor Erreichen des höchsten Punktes haben wir uns bereits darüber gewundert, dass rechts an der Straße eine scheinbar nicht mehr endende Kolonne von Autos geparkt waren. Des Rätsels Lösung präsentierte sich uns dann aber ganz schnell. Ganz oben wurde eine ganz neue und wirklich sehr moderne, von der Form außergewöhnliche Aussichtsplattform mit dem wohlklingenden Namen „Utsikten“ gebaut. Und just an dem Tag und zu der Zeit, an der wir nach oben brausen, wird diese mit viel Tam Tam eröffnet. Das wollten wir uns natürlich -wie viele andere auch- nicht entgehen lassen und haben uns unter die geladenen Gäste und Besucher gemischt. Wir wollten abwarten, bis die Aussichtsplattform offiziell eröffnet ist, damit wir dann einen Blick von deren noch gesperrter Spitze in die Tiefe werfen können. Aber „Unmengen“ von Leuten hielten mehr oder weniger lange Reden. Es ist doch überall auf der Welt das Gleiche – die „hohen“ Damen und Herren finden kein Ende. Die selbigen waren auch sofort an der Kleidung auszumachen. Alle waren in leger Aufmachung erschienen – die (wahrscheinlich politischen) Würdenträger kamen im Anzug. Zwischendurch schmetterte die kleine Kapelle immer wieder ein Lied. Nach jedem Lied hofften wir, dass nun das Eröffnungsband durchgeschnitten wird. Aber diesen Gefallen wollte uns keiner tun. Wir haben uns deshalb nach einer kurzen Stärkung am öffentlichen Buffet zur Weiterfahrt entschlossen. Wer weiß, wie lange dass noch gedauert hätte. Und verstanden haben wir von den Reden sowieso kein Wort. Die Ausblicke vom bereits zugänglichen Teil der Plattform waren auf jeden Fall grandios und sehr beeindruckend. Der Standort ist wahrlich perfekt gewählt. Als Zaungast bei der offiziellen Eröffnungsfeier mit dabei zu sein war eine ganz interessante und lustige „Angelegenheit“. Sogar das norwegische Fernsehen war vor Ort. Und wer weiß, vielleicht waren wir ja im norwegischen Fernsehen in der Menge zu sehen ….
Das Gaularfjell weist zwar in seinen einzelnen „Bestandteilen“ (Schneefelder, Wasserfälle, Wasserläufe, Seen, Moose, Fels etc.) Ähnlichkeiten zur Hardangervidda und zum Aurlandsfjell auf. Dennoch ist die „Kombination“ daraus und damit das Aussehen wieder ganz anders und aufs Neue sehr reizvoll. Beim Gaularfjell sind die Seen größer, das Fjell „hügeliger“ & die Schneefelder verstreuter. Wir waren auf jeden Fall wieder sehr begeistert von der tollen und wieder sehr abwechslungsreichen Natur. Da das Gaularfjell nicht ganz so hoch ist, sind die Temperaturen auch angenehmer und nicht so kalt. Dennoch konnten wir erleben, wie schnell sich in Norwegen und ganz besonders an einem Pass/Fjell das Wetter innerhalb kürzester Zeit ändern kann. Bei den Feierlichkeiten hatten wir noch Sonnenschein und Temperaturen um die 19 Grad. 30 Minuten später goss es in Strömen und die Temperatur sank ganz schnell auf 11 Grad.
Vorausgesetzt man hat genügend Zeit, sollte man auch die norwegische Landschaftsroute Gaularfjellet fahren und sich nicht nur mit den bekannten und üblichen stark befahrenen Routen begnügen. Auch das Gaularfjellet bietet landschaftlich wieder aufs Neue ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis.








