
Unser Stellplatz am Strand
Nach einem Bade-/Faulenzertag am Strand waren wir reif für die „Wallfahrt“ nach Loreto. Bevor ich mit den Details dazu aufwarte noch ein paar Informationen zu den Stränden der italienischen Adria in den Marken. Große Erwartungen darf man an die Strände nicht haben; von Romantik/Schönheit keine Spur. Hinter den Stränden verläuft meist die Eisenbahnlinie und/oder die Straße. Dennoch hat das ganze seinen ganz eigenen Reiz – vorausgesetzt, man schraubt seine Erwartungen oder Anforderungen herunter. Es handelt sich im Regelfall um schmale Kiesstrände, von denen das Meer gleich nach einem Meter steil abfällt. Für kleine Kinder zum Baden daher nicht so gut geeignet. Auch der Wellengang erschwert das Schwimmen. Für einen kurzen Sprung zum Erfrischen und Abkühlen taugt es jedoch allemal. Es gibt auch immer wieder Liegestuhl/Sonnenschirm freie Abschnitte, an denen sich jeder nach Lust und Laune ausbreiten kann und nicht wie die Sardine in der Dose auf den Platz seiner Liege verbannt wird. Wir haben auf jeden Fall den Strand-Faulenzertag sehr genossen und hatten viel Spaß dabei.
Dermaßen mental gestärkt ging es dann am nächsten Tag nach Loreto. Der Ort wird seit Jahrhunderten von Pilgern aus aller Welt angesteuert. Die überschaubare Einwohnerzahl liegt bei 11.000, die mehrheitlich von den Gläubigen bzw. Pilgern leben und diesen alle nur erdenklichen Devotionalien verkaufen. Der Blick in die Schaufenster der „spezialisierten“ Läden und Verkaufsbuden lässt erahnen, dass wirklich kein Begehr unerfüllt bleibt. Was macht allerdings nun Loreto zum Wallfahrtsort? Das Haus der Gottesmutter, in dem Maria die Geburt Christi verkündete, wurde 1291 um es vor den Muselmanen zu schützen von vier Engeln von Nazareth nach Dalmatien und 3 Jahre später von denselben in die Marken verbracht. Eine schöne, aber wohl erfundene Geschichte. Allerdings sollen die Steine der Santa Casa tatsächlich aus der Felsgrotte stammen, an die Marias Elternhaus angebaut war. Vermutlich gelangten die Steine über Kreuzfahrer nach Italien. Bei unserer Ankunft waren wir sehr überrascht, wie übersichtlich und klein alles ist und wie wenig Menschen unterwegs sind. Na ja, vielleicht liegt es an der Nachsaison. Von vorne sieht man nur die übersichtlich wirkende Renaissancefassade der Basilika Santuario della Santa Casa. Man darf sich davon in Bezug auf Größe der Basilika nicht täuschen lassen. Wenn man von unterhalb auf die Altstadt von Loreto zugeht, sieht man, dass die Santa Casa gigantische Ausmaße hat. Basilika und Wallfahrtsort hin oder her, wir haben mit Kirchen nicht so viel am Hut und haben daher der Versuchung einer Besichtigung ohne Probleme wiederstanden. Stattdessen haben wir uns auf unsere ganz eigene „Wallfahrt“ begeben. Gleich links von der Basilika in einem schmalen Seitengang gab es einen kleinen Verkaufsladen einer Kellerei, in dem auch die Weine verkostet werden konnten. Als Souvenir von Loreto hatten wir dann bei der Abfahrt keinen Rosenkranz im Gepäck, sondern ein paar Flaschen Rosso die Conero (Rotwein) und Verdiccio Castelli die Jesi (Weißwein). Somit ist sichergestellt, dass wir für den Rest des Urlaubes nicht verdursten müssen …! Außer der Basilika und den Devotionalienläden hat die Altstadt von Loreto nichts zu bieten bzw. zu erkunden. Wie bei allen auf einem Hügel liegenden Altstädte ist das Panorama auf dieselbigen einfach atemberaubend und immer wieder ein Erlebnis.
Unweit von Loreto gibt es die vom Panorama nett anzusehende auf einer Anhöhe liegende Altstadt von Recanati. Diese hatte aus unserer Sicht für uns nichts zu bieten – keine Restaurants, Bars etc.; einfach nur viel tote Hose. Halt, ich muss mich berichtigen, für den Kunstinteressierten und nur für diesen könnte Recanati ein Mekka sein. Das Haus, in dem der italienische Nationaldichter Giacomo Leopardi geboren wurde und gelebt hat, kann besichtigt werden. Und es gibt das Museo Gigli im Teatro Persiani, dass Beniamino Gigli gewidmet ist, der als Nachfolger Enrico Carusos gefeiert wurde. Beides hat uns zugegebenermaßen nicht sonderlich interessiert. Wer daran auch kein Interesse hat, kann u.E. Recanati gut auf seiner Reise auslassen.
Die Land- und Bundesstraßen hier in Umbrien/Marken sind wirklich in einem sehr schlechten Zustand. Der Asphalt ist teils großflächig aufgeplatzt, repariert und wieder aufgeplatzt. Das Ganze sieht aus wie ein Löcher-Flickenteppich. Schnelles Vorankommen ist damit nicht möglich. Dies liegt aber auch teilweise mit daran, dass das Hinterland sehr hügelig ist und die Straßen sich meist in vielen Windungen durch die Gegend ziehen. Jetzt im Herbst sind die Felder bereits abgeerntet und noch vereinzelt stehende bereits verdorrte große Sonnenblumenfelder lassen die Pracht und den großartigen Anblick zur Blütezeit erahnen. Der Blick auf die Hügel hat aber auch noch im September seinen Reiz. Die Weinreben tragen noch ihr Grün und auch die Olivenbäume sind noch voller „Saft und Kraft“. Das Wechselspiel zwischen abgeernteten und umgeackerten Feldern, Olivenbaumplantagen, Weinfeldern sowie „verblühte“ Sonnenblumenfelder hat schon seinen ganz eigenen Reiz.
