Gleich mal vorneweg – mir ist jetzt klar, warum immer nur von den Schlössern der Loire gesprochen wird und nicht von der Landschaft. Die Landschaft ist aus unserer Sicht sehr eintönig, man könnte schon fast sagen langweilig. Sie ist landwirtschaftlich geprägt und hat damit Felder über Felder (obwohl leuchtend gelbe Rapsfelder zu Beginn schon noch sehr schön anzusehen sind) und Laubwälder über Laubwälder – und das war es. Obwohl halt – die Loire selbst, sofern man die Möglichkeit hat an Ihren Ufern zu fahren oder zu halten, ist schon sehr reizvoll. Die bisherigen Sichtungen zeigen keinen großen reißenden Fluss, wie ich mir die Loire anfangs vorgestellt habe, sondern einen breiten, trägen Fluss, stellenweise sehr seicht und „durchsiebt“ von Sandbänken.
Die Anzahl der Schlösser ist jedoch gewaltig und übersteigt bei weitem die große Menge, mit der ich gerechnet habe. Gefühlt ist an jeder Straßenecke ein Schloss und jedes hat den Anspruch einzigartig und des Besuches wert zu sein. Dies wird auch von den diversen Reiseführern unterstützt und suggeriert. Um nicht vorzeitig einen Schloss-Koller zu kriegen, „sieben“ wir daher richtig aus und besichtigen nur die Schlösser, die für uns wirklich interessant klingen. Leider mussten wir feststellen, dass nicht alles, was interessant klingt auch so ist. Aber hinterher weiß man es ja bekanntlich immer besser.
Nachfolgend eine kleine Übersicht der von uns bisher besichtigten Schlösser. Ich bin doch ziemlich überrascht, was da für eine Menge zusammenkommt und wir sind noch lange nicht fertig mit der Tour.
Highlights, die man aus unserer Sicht nicht versäumen sollte:
- Schloss Chambord– Unesco KulturdenkmalBesonders beeindruckt hat uns hier die geometrische Architektur des Schlosses, über die sehr anschaulich in einem Film berichtet wird. König Franz hat 1519 mit dem Bau des Schlosses begonnen. Bemerkenswert ist auch die berühmte Doppelwendeltreppe, welche die 3 Stockwerke des Schlosses verbindet. Auf den beiden ineinander greifenden Wendeltreppen können sich zwei Personen auf unterschiedlichen Treppenläufen bewegen – man sieht sich zwar durch die Öffnungen, man begegnet sich aber nicht. Von dieser Treppe gehen auf jeder Etage kreuzförmig 4 Korridore ab, die zu vier vollkommen identischen Appartements führen (=geometrische Figur). Das Treppenhaus und dieser für Frankreich innovative Grundriss geben Anlass zur Vermutung, dass das Projekt auf Anregungen von Leonardo da Vinci zurückgehen, der sich auf Wunsch von Franz I. ab 1516 in Frankreich aufhielt. 
- Schloss Valencay
 Auf Wunsch von Napoleon hat sein Außenminister Talleyrand 1803 das Schloss gekauft und Staatsgäste empfangen. Von 1808 bis 1814 wurde auch der Prinz von Asturien (der spätere König Ferdinand) von Napoleon auf dem Schloss gefangen gehalten. Hier auf dem Schloss wurde von Napoleon der Vertrag von Valencay unterzeichnet, in dem festgehalten ist, dass sich Frankreich aus Spanien zurückzieht und Spanien dadurch seine Freiheit wiedererlangt. Valencay ist mit Möbeln und Dekorationsobjekten besonders aus der Kaiserzeit prachtvoll ausgestattet. Und das gepaart mit der Geschichte um Napoleon macht es für uns so interessant. Hier bekommt der frühere Geschichtsunterricht über Napoleon ein Gesicht und wird dadurch ein bisschen lebendig. 
- Schloss ChenonceauMan betritt das Schlossareal bei einer großen Baumallee, an deren Ende sich das Schloss erhebt. Das Schloss ist im Wasser am Fluss Cher erbaut; ist von Wäldern umgeben und wird rechts und links von wunderschönen Gärten flankiert. So romantisch stelle ich mir ein Loire-Schloss vor. Das einzige was stört sind die Massen an Besuchern, die Pilgern gleich, zu dieser Stätte strömen. Das mit der Romantik scheint sich leider schon herumgesprochen zu haben. Für Geschichtsinteressierte ist die Rolle des Schlosses im Zweiten Weltkrieg besonders hervorzuheben. Im Zeiten Weltkrieg lag am Fluss Cher die Demarkationslinie (Grenze zwischen dem freien und dem besetzten Frankreich). Der Eingang des Schlosses befand sich somit auf der besetzten Seite (rechtes Ufer). Die Galerie, deren Südtür den Zugang zum linken Ufer ermöglichte, erlaubte der Résistance, viele Menschen in die freie Zone hinüber zu schmuggeln. Während des gesamten Krieges stand eine deutsche Batterie bereit, auf Befehl Chenonceau zu zerstören. Gott sei Dank kam es dazu allerdings nicht. Für Robert, der ja bekanntlich besonders geschichtsaffin ist, war und ist der Besuch allein aus diesem Grund schon ein Muss. Obwohl, ich muss zugeben, dass mit diesem Wissen im Hintergrund der Blick auf das Schloss bzw. Lage mit Ein-/Ausgängen dann doch ein etwas anderer ist. Diese geschichtliche Epoche ist greifbarer, als die Geschichte um die Erbauung und das ganze drum herum im 16 Jahrhundert. Die Räume des Schlosses sind sehr prächtig ausgestattet – es handelt sich allerdings zum Großteil nicht um die Original-Möblierung, es sind jedoch alles Möbel aus der gleichen Epoche. 
- Schloss Amboise
 Das Schloss oberhalb der Stadt und unmittelbar an der Loire gelegen ist wirklich ein besonderer Blickfang. Besonders gut zeigt sich das Ensemble vom anderen Ufer der Loire. Der Rundgang durch das Schloss ist sehr kurzweilig und es gibt architektonisch gesehen auch eine „Neuheit“ – den Tour des Minimes. Der Tour des Minimes ist ein gewaltiger Rundturm, der beide Flügel des Schlosses miteinander verbindet und eine einzigartige wandelförige Reiterrampe besitzt. Diese ermöglicht es den Pferden und Kutschen auf raffinierte Weise, von der Stadt zu den Schlossterrassen zu gelangen. Wunderschön ist auch der Panoramablick nach unten auf das Stadtzentrum und auf die Loire. 
Kann man besuchen, wenn genügend Zeit und Interesse vorhanden ist:
- Schloss Cheverny
 Das Schloss ist von außen nicht so eindrucksvoll, wie die anderen Schlösser, verfügt jedoch über eine vollständige und kostbare Innenausstattung aus dem 17. Jahrhundert. 
 Für Freunde des Comic „Tim und Struppi“ ist dieses Schloss allerdings ein Muss. Der belgische Zeichner Hergé ließ sich von Cheverny inspirieren und es gibt nun ein kleines Museum hierzu.
 Das Schloss hat aus meiner Sicht allerdings einen Makel. Der jetzige Besitzer pflegt noch die Hetzjagd mit Hunden – Pfui, kann ich dazu nur sagen. Es gibt daher auf dem Schloss auch einen Hundezwinger mit einer beachtlichen nicht zählbaren Anzahl von Jagdhunden, einer Kreuzung aus englischem Foxhund und französischem Poitevin. Der Hundezwinger ist für mich ein einziger trostloser nicht gerade angenehm riechender Betonbau. Die nicht „verzärtelten“ Hunde scheinen sich daran aber nicht zu stören. Um solchen Zicken wie mir, die sofort das Wohl der Hunde anzweifeln, gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, wird in der Besichtigungs-Beschreibung explizit darauf hingewiesen, dass der Hundezwinger den gesetzlichen Vorschriften des Umweltschutzes, der Nutztierhaltung sowie des öffentlichen Gesundheitswesens entspricht. Für mich ist es dennoch einfach nur pervers.
- Schloss Sully-sur-Loire
 Dieses Schloss, umgeben von einem Wassergraben, habe ich eher als Festung, denn als Schloss wahrgenommen. Das seit Ende des 10 Jahrhundert existierende und im 17 Jahrhundert umgebaute Schloss hat einen wirklich sehr beeindruckenden Dachstuhl vom Ende des 14. Jahrhunderts, der angeblich zu den schönsten Zeugnissen mittelalterlicher Handwerkskunst in Frankreich zählt. Von der Form erinnert mich der Dachstuhl stark an einen umgedrehten Schiffsrumpf eines alten Schiffes. Geschichtlich von Interesse ist vielleicht, dass Jeanne d’Arc hier 1429, nachdem sie Orleans berfreit hatte, Karl VII. das Versprechen abnahm, sich in Reims krönen zu lassen. Im 18 Jahrhundert fand der aus Paris verbannte Voltaire hier Zuflucht. Das Mobiliar ähnelt stark dem Mobiliar anderer Schlösser aus dem 17 und 18 Jahrhundert. 
Kann man sich getrost sparen:
- Cité Royale des Loches (incl. Donjon)
 Hier passt aus meiner Sicht der Satz mit X, das war wohl nix, ganz gut. Die Aussenansicht des Cité Royal, des königlichen Palastes, war für mich eigentlich das Beste von allen. In den Räumen selbst wurden das nahezu nicht vorhandene Mobiliar ersetzt durch die Ausstellung der Kostüme von diversen Opern, die in der damaligen Zeit spielten, z.B. Maria Stuart.. Ansonsten geht man durch eine Reihe von Zimmern, man könnte auch sagen einer Anhäufung von „Steinen“. Hier hat sich der Eintritt wahrlich nicht gelohnt. Wesentlich interessanter , wenn auch nicht besonders spektakulär, war der separat gelegene Donjon. Aber auch hier versäumt man aus meiner Sicht nichts Wesentliches, wenn man die Besichtigung auslässt. 








